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Mittwoch, 9. Oktober 2013

Asperger und das Arbeiten

Wer Geld verdienen will, der muss arbeiten. Aber Arbeit ist meiner Meinung nach, mehr als nur Geld verdienen. Sie gibt dem Leben eine Inhalt und auch einen Sinn. Arbeit sollte kein Müssen sein, sondern ein wollen. Das die Motivation nicht jeden Tag top ist, das ist mir auch klar, doch sollte am Ende der Woche ein positiver Eindruck bleiben.
Doch Arbeit ist nicht gleich Arbeit. Das habe ich selber viele Male erfahren. Das Umfeld ist dabei der Schlüssel. In den fast 20 Jahren in welchen ich arbeite, habe ich erst jetzt das passende Umfeld gefunden. Vorher, war es mehr ein Durchkämpfen. Jeden Tage dachte ich:"Wann ist DAS vorbei....?" 20 Jahre lang. Ich war nie wirklich glücklich. Immer und immer wieder habe ich versucht mir einzureden, dass dies die letzte Stelle sei. Nun, sie war es jeweils nicht.
Heute, wo ich ein super Umfeld habe, sieht alles anders aus. Ich freue mich jeden Tag, zur Arbeit zu fahren. Wieder etwas sinnvolles zu tun. Wieder etwas zu lernen. Wieder zu arbeiten. Nach der Diagnose und der Klinik sah alles anders aus. Ich hatte keine Perspektive mehr. Wollte nicht mehr arbeiten. Nie mehr. Die Arbeitswelt hatte mich fertig gemacht. Ich konnte nicht mehr. Wollte nicht mehr. Langsam dämmerte es in mir, dass ich, wenn ich was wollte, auch arbeiten musste. Aber ich wollte nicht mehr müssen wollen, sondern dürfen. Ich wollte eine Arbeit, die mehr als eine Arbeit ist. Eine welche zu mir passt. Diejenigen, welche meinen Blog regelmässig lesen, wissen, dass ich bei Specialisterne arbeite. Endlich konnte und kann ich mein Wissen und auch meine Energie sinnvoll gebrauchen. Ich konnte mich auch persönlich weiter entwickeln. Konnte endlich einmal zeigen, was ich kann. Doch dazu brauchte und brauche ich auch viel Verständnis von meinem Umfeld. Denn so ohne weiteres geht es nicht.
Was ich aber immer wieder erlebe ist, das Asperger arbeiten wollen, wenn sie aber dann müssen, können sie es nicht. Trotz des geeigneten Umfeldes. Woran das liegt, weiss ich auch nicht. Viele haben noch nie wirklich gearbeitet. Ihnen ist Arbeit und die Selbstständigkeit fremd. Sie haben immer jemanden, der für sie schaut. Immer nimmt ihnen irgendwer die Probleme ab. Sie kümmern sich nicht. Kein Wunder, strengen sie sich auch nicht an. Dabei geht es aber nicht um die Arbeit. Sondern um die Selbstverantwortung. Viel kennen diese nicht. Sie meinen, eine Diagnose reicht, um leben zu können. Diese reicht nicht. Zumindest ist dies meine Meinung. Ich wollte schon immer selber bestimmen, was ich mache. Schon seit ich aus der Schule bin, bin ich meinen Weg gegangen. Dies habe ich bei all den Aspergern, welche ich kennen und gesehen habe, noch nie erlebt. Ich gebe aber nicht auf, und versuche denen, die bei mir sind, auch ein Vorbild zu sein. Ich will ihnen zeigen, dass ich trotz starkem Asperger etwas leisten kann und mein Leben auch so leben kann wie ich es will.
Klar, ich mache das nicht alleine. Meine Frau und auch mein Umfeld unterstützen mich, wo sie können. Aber ich wohne allein. Ich muss also meinen Haushalt und alles was dazu gehört selber machen. Dies will ich so und meine Frau ebenfalls.
Asperger können arbeiten. Sie können sogar sehr gut arbeiten. Aber sie brauchen den Willen und auch das Umfeld dazu. Ich denke, nur weil jemand eine Diagnose hat, sollte er nicht aufgeben. Im Gegenteil. Dies ist die Chance, neu zu beginnen. Nur packen muss man sie selber.
Ich jedenfalls bin meinem Chef bis heute sehr dankbar, dass er mich eingestellt hat und mir das Vertrauen gibt, dass ich was kann. Das ich gute Arbeit leiste. Dank ihm, kann ich mein Leben so leben, wie ich will. Dank ihm hat mein Leben einen Sinn. Zumindest, was die Arbeit betrifft. Privat, ist es klar meine geliebte Ehefrau.
Arbeit sollte nicht ein Müssen sein. Arbeit sollte ein wollen und dürfen sein.

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