Der Alltag ist so eine Sache für sich. Er ist bei jedem Menschen anders. Und doch ist es doch so, das sich die Alltage von vielen Menschen ähneln. Aufstehen arbeiten Abend schlafen. Was in diesen vier Worten beschrieben ist, ist für mich eine sehr anstrengende Sache. Aufstehen, naja, das geht. Kein Problem. Arbeiten, auch das ist keine Problem. Nur, jeder Arbeitstag ist anders. Ich weiss nie was kommt. Kann den Tag nicht planen. Muss flexibel sein. Muss auf so vieles das unvorhergesehen ist, reagieren können. Nun, immer kann ich das auch nicht. Abend. Auch da habe ich meine Regeln. Jeder Tag ist anders, und doch gleich. Abweichungen, damit kann ich umgehen. Sicher. Aber lieber ist mir, wenn alles so ist wie es eben ist. Nicht immer Neues Anderes.
Den Alltag gestalte ich nicht, sondern ich lebe ihn. So wie er eben ist. Kann ich ihn ändern? Sicher. Durch meine Verhalten. Durch das was ich tue. Doch auch das nur im begrenzten Mass. Denn zu viele Faktoren sind es die ich nicht kontrollieren kann. Die ich als gegeben betrachten muss. Damit hatte ich lange so meine Mühe. Denn ich musste lernen meinen Alltag zu gestallten. Also las ich Bücher über den Autismus. Nur, ich fand da nichts Schlaues. Denn es ist immer nur oberflächlich beschrieben. Auch Berichte von anderen Autisten haben mir nicht weiter geholfen. Wie auch. Mein Leben ist eben doch nicht gleich. Also musste ich mich mit meinem eigenen Leben befassen. Musste herausfinden, wie mein Alltag gestaltet werden muss, damit ich nicht all zusehr gestresst bin. Damit ich auch was vom Tag habe und nicht immer schon auf den Nächsten warte. Das war zu Beginn nicht so einfach. Ich brauchte mehrere Jahre um das hinzukriegen. Was so einfach tönt, war es eben nicht. Es brauchte viel Übung und ein neues Denken. Nur so konnte ich den Alltag den ich heute lebe, gestalten.
Alles genau planen, damit habe ich schon lange aufgehört. Auch wenn ich immer wieder lese, das dies für Autisten wichtig ist, so finde ich, nein. Denn jeder soll sich seinen Alltag so gestalten können, das er darin auch auf Unvorhergesehenes reagieren kann. Denn das ist es doch, was die NT-Welt ausmacht. Das ständige Anders. Ich weiss oft nicht genau was ich tun muss. Was andere genau wollen. Das machte mir lange lange Sorgen. Ich dachte viel darüber nach. Bis ich eines Tages damit aufhörte. Ein Problem weniger.
Auch als Autist kann man flexibel sein. Entgegen dem was die Theorie sagt. Man muss es nur wollen und üben. Merken das nichts passiert wenn man mal eine Minute später mit der Arbeit beginnt. Wenn mal eine Kugelschreiber nicht ganz exakt so liegt wie er soll. Das sind für NT Dinge die nicht vorstellbar sind. Aber die meinen Alltag doch sehr bestimmen.
Für mich ist der Alltag eine Verkettung von Momenten. Eine Verkettung von Ereignissen die ich nicht bestimmen kann. Das Einzige was ich tun kann ist auf sie reagieren. Nur wenn ich zu Hause bin, kann ich agieren und muss nicht ständig reagieren. Denn, das reagieren ist doch das, was anstrengend ist. Die NT wollen immer was. Sie brauchen Aufmerksamkeit. Das macht den Alltag auch nicht immer einfach. Mit der Zeit aber lernte ich damit umzugehen. Heute verstehe ich die NT und ihre komische Art besser. Denn, sie sind ja auch ein Teil meines Alltages. Ich jedenfalls möchte nicht einfach für mich zu Hause sein und nur das tun was ich tun will. Ich will auch meinen Beitrag leisten. Besonders aber will ich unabhängig sein. Will mein eigenes Geld verdienen. Selber bestimmen. Das ist es doch, was das Leben ausmacht. Da verzichte ich gerne auf das was ich am liebsten tue.
Arbeiten ist für ich nicht losgelöst von meinem Alltag. Sie wie das viele NT sehen. Sondern für mich ist sie eine wichtiger Teil meines Lebens. Aber auch meine Freizeit ist mir wichtig. Denn dann muss ich mich nicht noch mit den NT befassen. Sondern kann das tun, was ich gerne tue.
Den Alltag als Autisten gestalten ist meiner Meinung nach nicht so schwierig, wenn man mal ein System entwickelt hat, das zu einem passt. Nur, man muss es selber tun. Den kein Mensch weiss, was man wirklich will und braucht ausser einem selber. Jedoch bedarf es vieler kleiner Schritte bis dieser Alltag so ist, das er passt. Die NT machen sich viel weniger Gedanken über den Alltag. Ihnen sind viele Kleinigkeiten egal, wie die Lage eines Kugelschreibers. Mir eben nicht. Das sind kleine Unterschiede, aber gross in der Wirkung. Für mich ist das auch so ein Unterschied zwischen NT und Autisten. Die NT sehen das scheinbar Ganze und wir das Detail. Sie leben einfach den Tag wir das Detail im Alltag. So wird der Tag viel komplexer als sich dies die NT je vorstellen können.
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