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Mittwoch, 17. Juni 2015

Asperger und das Normale

Ich werde immer mal wieder gefragt, was NORMAL ist. Nun, das ist das was die Mehrheit denkt, empfindet, handelt. Normal ist nicht eine Frage was man selber denkt, sondern die Mehrzahl der Gesellschaft. Macht es das einfacher für mich? Nein, sicher nicht. Aber ich kann auch vieles aus dem Verhalten eines Einzelnen auf alle anderen ableiteten. Das wiederum hilft mir. Auch wenn es nicht immer 100% zutrifft so reicht die Näherung aus.
Die Frage ist aber, was passiert, wenn die sogenannten Normalen (NT) nicht mehr die Mehrheit sind. Wenn sie in Minderzahl sind. Autisten die Mehrheit sind. Was dann? Nun, dann ist genau nichts. Denn die NT sind die die bestimmen. Sie können sich nicht damit abfinden, das sie nicht die normalen sind. Das sie sich anpassen müssen. Das sie so denken lernen sollten wie wir. Aber was tun sie? Sie versuchen aus uns NT zu machen. Uns beizubringen was NORMAL ist. Nun, wir haben unser eigenes Normal. Das entspricht nicht dem der NT. Für mich ist es normal das ich Dinge sehen kann die NT nicht sehen können. Kassandra. Für mich ist es normal das ich mich an Zahlen orientiere. Das ich die Zahlen so sehen wie sie sind. Nicht das was die NT sehen. Bloss Zahlen. Nein.
Sie meinen uns einen Gefallen zu tun, wen sie uns das mit den Emotionen Mimik und Gestik beibringen. So ein Schwachsinn. Denn das brauche ich wir nicht. Wieso auch? Ich meine nur das sich das NT besser fühlt? Keine Angst hat? Deren Problem. Ich sehe das heute nicht mehr so, das mir ein NT sagen muss was normal ist und was nicht. Was man tut und was nicht. Ich lebe in meiner Welt. Da bleibe ich auch. Nur, ich habe kleine Verbindungen gegen Aussen. Diese Wenige ermöglichen mir ein scheinbar normales Leben. Aber nur scheinbar. Denn in meiner Welt herrechen Regeln und Gedanken die ein sogenannter Normaler nicht verstehen würde. Ja sich nicht mal vorstellen könnte wie das ist so leben. Nun, ich frage mich auch nicht, wie es ist als NT zu leben. Das muss ja auch komisch sein. Immer vom Verlangen geplagt zu sein alles zu haben. Nie zufrieden zu sein. Streicheleinheiten. Langsam sein. Nichts verstehen. Kann mir das auch nicht vorstellen. Mache ich deswegen NT zu Autisten? Nein sicher nicht. Ich lasse sie in Ruhe. Sie tun das Ihre und ich das Meine.
Die Frage aber ist doch, wie können diese beiden Welten zusammengeführt werden? Wie können Autisten in der NT Welt leben und NT in der Autistenwelt? Nun, das Erstere ist nicht so schwierig. Denn es ist der Normalzustand der Welt. Das Zweite erfordert sehr viel von den NT. Nur solche die
ausgebildet sind können das, oder meine Frau.
Das Normal ist also doch nicht so einfach zu definieren. Denn normal sollte es doch sein, wenn es keine Rolle mehr spielt ob Autist oder NT. Wenn jeder nur nach seinen Stärken beurteilt wird und nicht nach seiner Behinderung. Denn, für mich ist NT sein auch eine Behinderung. Aus meiner Sicht. So kommt es eben auf den Standpunkt an. Ich sehe mich nicht als normal an. Wieso sollte ich? Ich sehe mich als das was ich bin an. Autist. Behindert. Aber genau das macht mich aus. Das meine Schwäche zugleich meine Stärke ist. Immerhin lebe ich seit der Diagnose besser. Viel besser. Da ich einfach mehr über mich und die Welt weiss. Nur, dafür musste ich herausfinden was Normal ist. Das was die meisten NT tun und denken. Wie sie handeln. Im Grunde folgen die meisten einem Muster. Nur, sie sehen es nicht. Das macht auch nichts. Sie müssen das auch nicht sehen. Können froh sein, dass sie es nicht sehen.
So hat schlussendlich doch jeder sein eigenes NORMAL. Jeder definiert sich selber. Aber die meisten definieren sich über die anderen. Über das was sie haben. Besitz. Sie sind nicht zufrieden mit dem was sie haben oder sind. Das ist vielleicht der grösste unterschied von Autisten und NT. Beide haben ein komplett anderes Normal.

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