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Samstag, 6. Juni 2015

Asperger und der Alltag

Was ist der Alltag? Gibt es den überhaupt? Nun ich denke es gibt in nicht. Denn für mich ist jeder Tag anders. Besonders wenn sich wieder viel ändert. Wenn ich mich wieder auf Neues einlassen muss. Wie soll da eine Struktur entstehen? Alles muss neu bedacht werden.
Alltag habe ich nie. Aber ich habe Tage in der Woche die immer gleich sind. An denen ich immer das Gleiche tue. Das sind die beiden Tage am Wochenende. Unter der Woche ist es nicht so einfach. Denn es passiert immer wieder mal was das ich nicht vorhergesehen habe. Das sofort gemacht werden muss.
Wie jetzt. Wir stellen mal wieder alle Arbeitsplätze um. Naja, dass muss sein. Aber es ist anstrengend das wieder im Kopf zu ordnen. Jeder Gegenstand, Tisch, Stuhl, Rechner. Alles. Das braucht seine Zeit. Aber so ist es nun mal. Veränderungen gehören zum Leben. Das ist auch der Grund, wieso ich zu hause nichts andere. Denn ich brauche auch einen Ort an dem sich nichts ändert. An dem ich weiss dass alles seinen Platz hat. Seine Ordnung.
In der Welt da draussen ist das nicht so. Da ist es jeden Tag ein Kampf gegen das Unbekannte. Das was ich nicht sehen und kontrollieren kann. Muss ich auch nicht. Denn wieso sollte ich?
Manchmal macht es mir nichts aus wenn sich Dinge verändern. Manchmal bin ich froh darüber. Aber eben, manchmal. Es kommt auch immer auf die Grösse der Veränderung an. Wenn sich alles ändert, ist das zu viel.
Der Alltag, wie ihn die NT nennen, nenne ich Herausforderungstag. Das ist es ja, was es ist. Eine Herausforderung. Nur, ich brauche Herausforderungen. Insofern ist es ok. Würde ich das nicht haben, wüsste ich auch nicht weiter. Denn nur so kann ich jeden Tag arbeiten gehen. Das tun, was ich tun muss. Auch wenn es manchmal ein innerer Kampf ist. Aber ich denke, da bin ich nicht alleine. Vielen geht es sicher ähnlich. Aber am Ende der Arbeitswoche muss ich sagen können das die Woche doch positiv gewesen ist. Wenn nicht, habe ich ein Problem. Denn sie muss immer positiv enden. Wieso? Weil ich nur so einen Sinn sehe weiter zu machen.
Jedoch gibt es ja noch einen anderen Alltag. Den im Privaten. Da habe ich mehr Ordnung. Meine Frau und ich habe die Woche gut strukturiert. Dies ist auch durch ihre Arbeit bedingt. Was mir entgegenkommt. So kann ich mich wenigstens da darauf verlassen das ich mich nicht ständig anpassen muss. Das ich nicht immer denken muss, wie wann ich was mache. Das ist anstrengend.
Meine Frau hilft mir auch, dass ich raus komme. Einkaufen gehe. Sport mache. Mit ihr zusammen. Besonders das Kino ist für mich ein Hobby geworden. Wir gehen so oft ins Kino wie wir können. Nur manchmal werden halt keine Filme gezeigt die wir sehen wollen. Dann heisst es Planänderung. Damit kann ich leben. Da dies ja seit Jahren so ist, habe ich keine Probleme damit. Filme sind für mich auch ein Blick in die Welt der NT. Sie sind für mich auch dafür da, das ich lernen kann, wie Menschen miteinander umgehen. Wie sie die Welt sehen. Aber auch, dass ich mit meiner Frau was gemeinsam machen kann. Mir ist das wichtig. Das ist ein wichtiger Teil meines Alltages. Wobei, das ist keine Herausforderung, sondern das ist jetzt eben Alltag. Wenigstens im Kleinen. Aber dieses Kleine ist das, was mir die Kraft und Energie gibt, für den Rest der Woche.

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