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Donnerstag, 11. September 2014

Asperger und das Verlorensein

Wenn ich mich durch die Welt bewege, frage ich mich manchmal, was ich da tue. Ich komme mir verloren vor. Bewege mich durch eine Welt, die mir vertraut ist, aber dennoch fremd. Ich weiss nicht, was ich mit ihr anfangen soll. Weiss nicht, wie sie funktioniert. Und doch kann ich in ihr bestehen. Kann leben. Kann lieben. Kann arbeiten.
Ich weiss manchmal nicht, wieso ich nicht damit zurecht komme. Mit der Welt. Ich lebe mein kleines Leben, das einfach aufgebaut ist. Mit so wenig Kontakt gegen Aussen, wie es nur geht. Denn ich brauche nicht viel. Brauche die Langsamkeit und Hektik der Muggel nicht. Ich verstehe nicht, wie sie beides zugleich tun können. Wie sie Chaos verursachen können und doch Ruhe wollen. Wie sie rumlärmen können und doch Ruhe haben wollen.
Wenn ich mit dem Auto unterwegs bin, so fahre ich durch eine Welt, die für mich nicht da ist. Ich sehe sie. Fahre einfach. Aber so habe ich keinen Kontakt zu der Welt da draussen. Für mich ist das gut so. So kann ich meine eigene Welt mit in das Auto nehmen und mit ihr herumfahren. Ich kann Musik hören oder mit meiner Frau sprechen. Aber ich habe keinen Kontakt zu Aussen.
Ich denke das Problem ist, das ich die Menschen nicht verstehe. Verstehe nicht, wieso sie so sind, wie sie sind. Wieso sie so komisch sind. So komme ich mir immer wieder verloren vor. Verloren in einer Welt, die ich auf Weniges reduziert habe. Auf so wenig, dass ich mit und in ihr klar kommen kann. So habe ich meine Abläufe, meine Strukturen. Vieles tue ich jeden Tag gleich. Dies gibt mir nicht nur Sicherheit, sondern es ist ein wichtigen Teil meiner eigenen Welt. Der Welt die ich für mich erschaffen habe, dass ich in der Welt da draussen einigermassen zurecht kommen kann. Ich lebe in meiner Welt. Versuche aber immer den Kontakt zur Welt da draussen zu haben. Immer gelingt es mir nicht. Denn manchmal wird sie mir zu viel. Dann gibt es für mich nur eine Lösung. Nach Hause. Ruhe. Keine Welt mehr. Nur noch meine Welt. Keinen Lärm mehr. Nur noch Ruhe.
Ich sehe mich nicht als einer der nur zu Hause sitzen will und warten. Warten auf was? Ich muss raus. Muss was tun. Aber eben, von zu Hause zur Arbeit uns zurück. Mehr muss nicht sein. Einkaufen mit meiner Frau, ja sicher. Aber all das habe ich so geregelt, das es mich nicht stört.
Wenn ich mal alleine einkaufen muss, komme ich mir wie in einem Glashaus vor. Der Laden um mich gibt es nicht. Die Produkte die ich einkaufen will, finde ich sofort. Dies, weil ich immer die Selben einkaufe. So weiss ich wo sie sind. So brauche ich nicht viel Zeit. Denn ich will nicht in einer Umgebung sein, die laut und bunt ist. Die Grell und Hell ist.
Leider ist die Welt der Muggel sehr hell und laut. Die scheinen das zu gebrauchen. Die haben ja auch Filter für das. Ich nicht. So komme ich mir wieder und wieder verloren vor, weil ich die scheinbar einfachsten Dinge nicht kann. Ich kann bei Licht die Augen nicht ganz öffnen. Geräusche sind für mich so, wie wenn einem jemand Wasser anschmeisst. Das ist nicht angenehm. Das ist aber meine Welt in der Welt der Muggel. Die Muggel verstehen das nicht. Sie wissen nicht wie das ist, wenn man ständig mit allem bombardiert wird. Wenn alles um einem ständig auf einem einprasselt. Wenn all die Geräusche Bilder vor den Augen auslösen. Bei zu viel Lärm kann ich fast nichts mehr sehen. Es ist dann etwa so, wie wenn man sich in einem Nebel befindet. Das ist so nicht einfach durch die Welt zu gehen. Deshalb meide ich die Welt und Muggel wo ich kann. Denn nur so kann ich die Welt wahrnehmen ohne dass ich ständig Kopfschmerzen nun die Augen fast geschlossen haben muss.
Das sind Gründ, wieso ich mir verloren vorkomme. Denn die Muggel können das alles ohne grosse Probleme. Sie denken nicht einmal darüber nach. Sie denken überhaupt nicht. Sondern gehen einfach davon aus, dass das für alle so ist. Aber nein. Deshalb ziehen sich doch auch viele von uns zurück. Sie kommen mit der Welt nicht klar. Nicht weil sie die Welt ist, sondern weil die Muggel nicht verständlich sind. Weil sie eine Welt erschaffen haben, die wir nicht verstehen. Und doch müssen wir sie verstehen, wenn wir in ihr Bestand haben wollen. Müssen mit Dingen klar kommen, die wir nicht verstehen. Müssen Dinge tun die nicht logisch sind. Doch die Muggel wollen es so. Sie wollen, das wir uns ihnen anpassen. Wieso? Weil sie Angst haben. Weil sie uns nicht verstehen. Also müsssen wir uns ändern, dass es für die Muggel stimmt. Nein, das ist etwas, was ich nicht tue. Ich habe meine Art und mein Wesen und das ist gut so. Wenn wir alle ein wenig Rücksicht nehmen würden, würden sich sicher viele Autisten nicht immer so verloren in der Welt vorkommen. Aber leider ist die Welt nicht von uns gebaut worden, sondern von den Muggel. Also beleibt mir nicht anders übrig, als die Augen zu schliessen und zu versuchen, das Beste aus meinem Leben zu machen.

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