Ich lese immer mal wieder, dass ca 80% der Autisten arbeitslos sind. Da sie trotz guter Qualifikationen keine Arbeit finden. Das der Grund, das Vorstellungsgespräch sei. Ich selber kann das nicht bestätigen. Denn ich hatte nie Probleme eine neue Stelle zu finden. Jedoch ist es so, dass ich, so denke ich, auch einfach viel Glück gehabt habe.
Eine Arbeit suchen ist die eine Sache, aber arbeiten gehen die andere. Arbeiten, so denken viele, schränkt ein. Man kann den Tag nicht so gestalten wie man will. Nun, ich weiss wie es ist arbeitslos zu sein. Mehrmals. Weiss, dass mich das nicht glücklich gemacht hat. Das ich immer schauen musste, wie ich zum Geld komme. Konnte im Grunde genommen nichts tun, ausser Stellen suchen und mich bewerben. Das ist mühsamer als arbeiten.
Es ist nicht so, dass ich nicht gerne arbeite. Im Gegenteil. Ich sehe meine Arbeit nicht als MUSS an, sondern als DARF. JA, ich darf arbeiten, und dafür bin ich auch dankbar. Klar, so denken sicher einige, der hat es gut. Wieso? Weil ich für eine Firma arbeite die für Autisten gegründet wurde. Will heisst, ich kann einfach Autist sein. Nun, dem ist nicht so. Ich habe mich in all den Jahren auch immer weiter nach Oben arbeiten müssen. Einfach nur, durch anwesend sein, hätte das nicht geklappt. Denn, von nichts kommt nichts. Doofer Spruch, aber er hat leider was.
Ich versuche auch den Autisten die bei uns sind,ein Vorbild zu sein. Wie weit das klappt, weiss ich nicht. Ich will zeigen, dass auch Autisten gute Arbeit erledigen können. Das sie es auch zu was bringen können. Aber, das es nicht nur von einem selber abhängt, sondern vom Umfeld. Wenn dieses nicht passt, nützt einem alles nichts.
Arbeiten ist für mich auch lernen. Lernen mich besser in der NT-Welt zurecht zu finden. Mit anderen NT in Kontakt kommen. Damit hatte ich lange meine Mühe. Nach dem Burn-out. Musste also langsam wieder lernen, was es heisst für sich selber zu sorgen. Wieder arbeiten. Wieder Verantwortung übernehmen. Wieder regelmässig den Tag ausser Haus verbringen und was Sinnvolles tun. Für mich ist arbeiten sehr sinnvoll. Einerseits kann ich meinen Beitragt leisten, dass auch andere Autisten bei uns arbeiten können. Andererseits kann ich leben. Muss nicht einem Amt Rechenschaft ablegen, was ich tue.
Für mich ist arbeiten unabhängig sein. Den Willen dazu hatte ich schon als Jugendlicher. Ich wollte selber tun, wollte selber erfahren. Dies hat mir immer und immer wieder geholfen, eine neue Stelle zu finden. Denn für mich ist unabhängig sein, wichtiger, als Autist sein. Wenn ich die Wahl hätte, würde ich auch die Diagnose uns das Wissen darum verzichten, solange ich unabhängig sein kann.
Ich höre von vielen Autisten auch immer wieder, dass sie arbeiten wollen aber nicht können. Nun, früher habe ich sie nicht verstanden. Heute schon. Das Problem sind die NT. Sie haben eine Arbeitswelt geschaffen die feindlich für Autisten ist. Die nicht so ist, das viele von uns eben auch unabhängig sein können. Wir werden quasi aus der Arbeitswelt ausgeschlossen, weil wir behindert sind. Wer jetzt denkt, das Autismus keine Behinderung ist, der soll sich fragen, wenn er nicht arbeitet, wieso. Das ist nicht negativ gemeint, sondern reflektiert einfach meine Erfahrung aus den letzten Jahren. Mit mir selber und auch durch andere Autisten.
Arbeiten setzt für mich eines Voraus. Toleranz und Akzeptanz. Besonders von der Seite der NT. Denn viele Autisten sind nach vielen Jahren Arbeitslosigkeit nicht mehr in der Lange voll zu arbeiten. Einfach weil sie es nicht mehr gewohnt sind. Was jedoch tun die Ämter? Sie behandeln uns einfach wie normale NT. Wir sollen nicht so tun. Sollen uns anstrengen. Nun, die haben eben kein Wissen über den Autismus. Ich nehme es ihnen nicht übel. Aber, unangenehm ist es trotzdem. Erlebt habe ich solche Sache leider selber auch schon.
Ich denke und das ist auch meine Erfahrung, das Autisten eine Bereicherung für Unternehmen sein können, wenn sich beide Seiten darauf einlassen. Autisten brauchen mehr Struktur. Das wiederum bringt mehr Struktur in die Unternehmen. Was übrigens auch den NT zu Gute kommt. Dies nur als ein kleines Beispiel wie Autisten dem Unternehmen einen Mehrwert bringen könnten.
Arbeiten ist für mich auch Sinn. Erleben. Neues erfahren. Neues lernen. Klar, die vielen Veränderungen sind nicht immer einfach. Aber das gehört dazu. In den letzten Jahren haben ich durch meine Arbeit eines gelernt, flexibel zu sein. Etwas, womit übrigens nicht nur Autisten ihre Mühe haben, sondern auch NT.
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