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Donnerstag, 7. April 2016

Asperger und die andere Sichtweise

Immer mal wieder höre ich, das wir Autisten eine andere Sichtweise haben. Was genau gemeint ist, war mir lange nicht klar. Ich meine ich sehe die Welt mit meinen Augen. Die selbe Welt, wie sie auch die NT sehen. Nichts ist anders.
Nur, sie meinen nicht die Welt da draussen. Sondern geistige Dinge. Wie das Erkennen von Fehler die sie nicht sehen können. Wie das anders denken. Das anders sprechen. Dinge die mir wichtig sind, sind ihnen überhaupt nicht wichtig. Ja, sie kommen nicht mal auf die Idee. Sie betrachten die Welt mit ihren Gedanken anders als ich.
Für mich ist es deshalb oft schwierig, ihnen klar zu machen was ich wirklich meine. Was ich wirklich denke. Sie verstehen mich oft nur über viele verbale Umwege. Alles muss für mich, mühsam erklärt werden. Wenn ich mit meinen Gedanken an einem bestimmten Punkt bin, so sind sie noch weit davon entfernt. Will, heissen, ich kann den vollen Umfang meiner Gedanken nicht mitteilen. Nach drei Sätzen verstehen sie nicht mehr was ich meine. Sie sind noch mit dem Anfang beschäftigt. DAS musste ich auch zuerst lernen. Musste lernen, wie ich ihnen meine Sichtweise mitteilen kann. Nicht so dass ich alles sage, sondern so, das sie mir folgen können. Mich verstehen.
Das heisst nicht, dass ich intelligenter bin als sie. Ich denke eben nur anders als sie. Sie haben eine Art zu denken, die ich nicht verstehe. Die ich oft nicht nachvollziehen kann. Einfach weil mir vieles zu einfach erscheint. Alles muss so lange diskutiert werden, bis sie es begreifen. Mir ist eben vieles sofort klar. Das macht mich manchmal in ihren Augen auch arrogant. Einfach, weil ich viel weiss. Nur das ist nicht ein Segen, sondern eher ein Fluch. Ich MUSS mir Wissen aneignen. Egal was. Hauptsache Dokus. Das dumme ist, ich kann mir das Zeugs auch noch merken. Wie ich das mache weiss ich nicht. Nur, wenn ich mal was wirklich merken sollte, kann ich es nicht. Komisch mein Gehirn.
Jedenfalls ist das Wissen auch ein Grund für meine scheinbar andere Sichtweise. Denn sie verstehen nicht, wie ich so viel wissen kann. So viel denken kann. Früher war das ein riesiger Stress für mich, wenn sie nicht das Selbe wussten wie ich. Heute weiss ich, das sie andere Dinge wissen, die ich nicht weiss.
Ich lerne auch von der Sichtweise der NT. Höre sehr genau zu, wenn sie sprechen. Denn so versuche ich auch, ihre Sprache zu lernen. Ihre Sichtweise zu lernen. Nicht, das ich ein NT werden will oder kann. Sondern einfach, weil mir das vieles vereinfacht, wenn ich so spreche wie sie. Nur, das kann ich nicht immer. Wenn ich nicht so konzentriert oder müde bin, dann nicht. Dann spreche ich einfach. Merke nicht, das es oft zu viel ist. Wer mich aber kennt, der unterbricht mich einfach. Ich nehme das niemandem übel.
Wie auch immer. Jeder geht davon aus, das seine Sichtweise die rechte ist. Ich nicht. Ich weiss, dass sie einfach nur eine der mögliche Sichtweisen ist. Ich versuche auch nicht, jemanden von ihnen zu überzeugen. Denken kann jeder für sich. So hoffe ich es zumindest.
Die andere Sichtweise ist für mich nicht typisch Autist. Sondern typisch Mensch. Denn diejenigen die ihre Sichtweise anderen mitteilen, sind doch diejenigen die etwas verändern und bewirken. Auch wenn es nicht immer gleich verstanden wird, so lohnt es sich, seine Sichtweise immer und immer wieder zu wiederholen. Irgendwann bleibt was hängen. Das Selbe mache ich mit dem was mir NT sagen. Wenn es passt, dann übernehme ich deren Ansicht. Wieso auch nicht? Wenn jeder vom anderen lernt, so lernt man mehr als nur alleine. Und so spielt die Sichtweise keine Rolle mehr. Was bleibt sind Gedanken und Ideen.

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