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Mittwoch, 22. August 2012

Autismus und das alleine Wohnen

Können Autisten überhaupt alleine wohnen? Wieso sollten sie es nicht können?
Dies ist nicht so einfach zu beantworten. Denn eine generelle Antwort ist meiner Meinung nach nicht möglich. Da sich der Autismus bei jeder Person anders äussert. Ich versuche es aber trotzdem.
Das Problem mit dem alleine wohnen beginnt eigentlich an einem ganz anderen Punkt. Das alleine wohnen ist sozusagen das Ende des Prozesses.
Der Prozess beginn mit einer einfach, aber zugleich auch sehr schwierigen Entscheidung des Umfeldes. Nämlich mit dem Vertrauen, das die autistische Person selbstständig sein kann, wenn sie gelassen wird. Häufig werden sie aber wie beschützt. Und so lernen sie es nicht, sich in der Welt alleine zurecht zu finden. Der Mut, dass wir auch Dinge wie Einkaufen, alleine auf Arbeit fahren, fehlt vielen Erziehenden. Sie meinen, dass wir eine rundum Betreuung brauchen. Das mg sicher auch zu treffen, aber sich nicht für alle.
Ich selber bin ja stark vom Asperger-Autismus betroffen. Wobei betroffen eine NT Definition ist. Doch, ich lebe zur Zeit alleine, und das schön seit über einem Jahr. Zuvor habe ich über 10 Jahre mit einer Frau zusammengewohnt. Also eine normale Beziehung geführt.
Mit 17 bin ich von zu hause weg, um meine Ausbildung in einer anderen Stadt zu absolvieren. Dabei habe ich während der Woche in einem Lehrlingswohnheim gewohnt. Ich lernte also früh, mich selber zu organisieren. Meine Eltern waren überhaupt nicht begeistert, doch sie haben mich ziehen lassen.
Im nachhinein, muss ich zugeben, das dies eine sehr gute Entscheidung war. Denn ich lernte früh, mich selber durchs Leben zu bringen. Mit allen Höhen und Tiefen. Ich denke, dass Eltern ihre Jungen durchaus auch mal machen lassen sollten. Asperger hin oder her. Wir können das auch, genau so wie die NT's. Wir sind weder besser noch schlechter. Nur halt ein wenig anders. Mehr aber auch nicht.
Was aber sicher wichtig ist, ist eine Person die schaut, dass die administrativen Sachen erledigt werden. Dazu gehören sicher, dass die Rechnungen immer bezahlt werden, aber auch, was die Ernährung anbelangt. Diese beiden Punkte sind eigentlich das Wichtigste. Für mich auf jeden Fall.
Ich denke, dass wir unser Leben so auch mal so gestalten können, wie wir es für richtig halten, und nicht immer das machen müssen, was andere von uns wollen. Wir haben auch eine eigene Meinung, und eigene Vorstellungen wie unsere Leben aus zu sehen hat.
Was aber sicher wichtig ist, dass wir das auch kommunizieren. Denn nur denken, das bringt nicht viel, da niemand Gedanken lesen kann.
Ich lebe, wie geschrieben, schon seit über einem Jahr alleine. Mir macht das nichts aus. Ich habe mir mein neues Leben so eingerichtet, wie ich es will, ohne, dass ich Rücksicht auf jemanden nehmen muss. Zumindest, was das Wohnen betrift. Da ich wieder eine Beziehung habe, ist klar, dass ich auf ihre Bedürfnisse Rücksicht nehme, wie sie auf Meine. Es ist ein geben und nehmen.
Doch dies zu erkennen, war ein schwieriger und harter Prozess. Dank geeigneten Therapien, habe ich es jedoch geschafft. Heute kann ich ein fast ganz normales Leben führen.

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