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Dienstag, 29. Juli 2014

Asperger und die Gefühlslosigkeit

Die Muggel sprechen immer und immer wieder von Gefühlen. Sie brauchen diese scheinbar um zu funktionieren. Wenn ich mir einen Film ansehe, so hat er meistens den Muggel-Faktor. Damit meine ich, dass immer was emotionales rein muss. Irgend ein Kind retten oder die Familie. Ohne geht es meistens nicht. Sie brauchen einen emotionalen Bezug zu den Figuren. Für mich ist das nur lästig, da ich das nicht verstehe.
Lange wusste ich nicht, was Gefühle sind. Ich kannte das Wort, ja, aber ich wusste nicht was sie sind. Wusste nicht, das die Muggel sie für das wichtigste halten. Ich habe immer einfach gemacht. Gefühle? Nein.
Heute weiss ich darum, aber das hat nichts geändert. Ich weiss heute, was Wut, Freude und Trauer ist. Weiss, was Liebe ist. Mehr auch nicht. Muggel haben scheinbar sehr viele Gefühle. Sie können sie auch benennen. Ich nicht. Keine Ahnung wie das gehen soll. Das macht mich scheinbar zu einer gefühlskalten Person. Jedenfalls habe ich das schon oft gehört. Nun, es ist meine Art, wie ich bin. Ich weiss nicht, wie es ist, jemand anderes zu sein. Weiss nicht, wie es ist, ein Muggel zu sein. Mir ist das auch egal. Wieso sollte ich etwas vorspielen, das ich nicht kenne und erst noch falsch verwenden würde? Eben, es ergibt keinen Sinn. Daher lasse ich das mit den Gefühlen.
Das heisst, aber nicht, das mir die anderen egal sind. Oder das ich meine Frau nicht lieben würde. Nein, das nicht. Ich liebe sie. Auch empfinde ich Ruhe und Liebe, wenn ich mit ihr zusammen bin. Das ist etwas vom Wenigen, das ich benennen kann. Diese Empfindung. Ich wusste vor ihr nicht, dass ich das kann. Wusste nicht einmal, was das alles bedeutet. Heute weiss ich es. Immerhin etwas.
Aber den Rest den die Muggel brauchen, verstehe ich nicht. Muggel haben Angst. Sie sind damit leicht zu steuern. Sie haben Angst wenn sie in einen Tunnel fahren. Sie haben Angst, wenn ihnen der Staat mit mehr Ausgaben droht. Sie haben Angst, wenn sie nicht alles super scharf sehen können. Ich verstehe das nicht. Ich kenne das nicht. Angst, vielleicht. Sicher bin ich mir nicht. Angst ist etwas was die Muggel immer begleitet. Ein Einkaufszentrum hat glatte Fussböden. Nun, das macht den Muggel Angst. Sie gehen langsamer. Mir ist das egal.
Auch brauchen die Muggel die Gefühle in ihrer Sprache. Sie brauchen Wörter wie Wut, Freude, Angst. Und weiss nicht was alles noch. Sie gebrauchen diese Wörter ständig, ohne zu wissen, das es Menschen gibt, die damit nichts anfangen können. Die nicht verstehen, was sie meinen. Ich gebrauche diese Wörter nicht. Ich weiss nicht wieso ich sie gebrauchen sollte. Denn ich kann Gefühle nicht deuten. Also lasse ich es. Ich denke, dass kann einer der Gründe sein, wieso ich als gefühlslos gelte. Ich gebrauche diese Wörter nicht. Für Muggel ist aber normal, das sie diese gebrauchen. Wenn sie in der Sprache fehlen, dass stimmt was nicht. Sie wissen aber nicht was nicht stimmt. Sie wissen nur, das etwas nicht stimmt.
Ich bin nicht Gefühlslos. Ich habe nur eine andere Art, die Welt wahrzunehmen. Mich auszudrücken. Ich kann nicht so sein, wie die Muggel. Kann nicht deren Sprache verwenden. Wenn ich es versuche, dann geht es jedesmal schief. Daher habe ich beschlossen, dies nicht mehr zu tun. Ich spreche einfach meine Sprache. Diese ist aber leider nicht immer leicht verständlich. Denn ich kann vieles, was für Muggel normal ist, nicht ausdrücken. Kann mich nicht äussern. Im Kopf habe ich den Satz. Ich denke ihn. Aber mitteilen? Nein. Das geht nicht immer. Ich denke, dass ist auch etwas, was für die Muggel komisch ist. Jemand der nicht so spricht wie sie. Lange Pausen macht. Nicht immer sofort Antwort gibt. Nicht die Antwort gibt, die erwartet wird.
Doch damit müssen sie leben. Denn ich kann es. Ich muss mich nicht mehr verstellen. Muss nicht etwas vorspielen nur damit ein paar Muggel zufrieden sind. Mir ist wichtig, dass ich zufrieden bin. Das es für mich stimmt, nicht für die Muggel. Sie sollen ihr Muggel-Ding machen, ich tue meines. Damit meine ich, dass ich so bin, wie ich bin. Dass ich nicht die Sprache der Muggel lerne, nur damit sie keine Angst vor mir haben. Denn das haben doch einige die mich treffen. Sie haben Angst vor mir. Wieso, weiss ich auch nicht. Aber das muss ich auch nicht verstehen.
Wie dem auch sei. Gefühlslos ist sicher kein Menschen. Es ist nur so, dass sie einige nicht ausdrücken können. Einen andere Sprache verwenden. Anderes sprechen. Oder eben nicht viel sprechen. Ich denke, dass ist etwas, was die Muggel die mit Autisten zutun haben, lernen müssen. Sie müssen lernen, das wir auch Menschen sind, gleich aber doch anders.

Sonntag, 27. Juli 2014

Asperger und das Abwesend sein

Muggel können andere ohne Probleme wahrnehmen. Sie sind auch wenn sie scheinbar abwesend sind, in der Lage zu spüren, was um sie herum geschieht. Sie nehmen andere mit ihren Sinnen wahr. Auch sind sie meistens darauf konzentriert, dass sie nicht mit anderen zusammenstossen, wenn sie sich in einer Menschenmenge befinden. Sie sind anwesend, obwohl sie abwesend sein können.
Ich kann abwesend sein. Kann mich von der Welt ausklinken. Kann nicht mehr vorhanden sein. Mein Körper ja, aber das ICH ist nicht mehr da. Ich werde dann auch nicht mehr wahrgenommen. Ich denke, dass das wahrnehmen eines anderen Menschen nicht nur mit der Präsents des Körpers zu tun hat, sondern auch mit der des Geistes.
Wenn ich so durch einen Bahnhof gehe, dann sehe ich das viele Muggel den Kopf gesenkt haben. Sie sind mit ihrem Handy beschäftigt. Das scheint wichtiger zu sein, als das, was um sie herum geschieht. Sie wollen nicht mehr wahrgenommen werden. Schotten sich ab. Aber sie wollen im Netz jemand sein. Wollen sich mitteilen. Dabei geben sie mehr über sich preis, als sie denken. Sie gehen sorglos mit den Informationen um, die sie teilen wollen. Doch mit wem teilen sie die Information? Wer ist so wichtig, das sie vergessen wo sie sind. Sie gehen kopflos durch die Welt. Sie achten nicht mehr auf den Strassenverkehr. Nicht mehr auf andere Muggel. Sie gehen einfach.
Das ist für mich nicht verständlich. Denn die Muggel können etwas, das ich nicht kann und sie nehmen sich diese Eigenschaft noch. Das fühlen anderen Menschen. das Wahrnehmen anderer Menschen. Ich kann das nicht. aber die Muggel schon. Dank der Handy's werden sie wie ich. Sie verstehen nicht, was für Fähigkeiten sie habe. Aber diese gehen verloren, wenn sie immer nur in ihr Handy schauen. Sie verlieren eine sehr wichtige Eigenschaft. Sie werden dadurch abwesend. Werden nicht mehr wahrgenommen.
Ich hingegen will wahrgenommen werden. Ich weiss aber, dass ich nicht immer mit der Aussenwelt verbunden bin. Das kann ich nicht steuern. Habe das nicht im Griff. Schlimm ist das für mich nicht. Aber mein Umfeld muss dann jeweils für mich entscheiden oder reagieren. Mich am Arm packen und zur Seite ziehen. Mich wieder mit der Welt verbinden. Ich bin da auf die Hilfe von Mitmenschen angewiesen. Besonders auf die Hilfe meiner Frau. Ich weiss dass ich das nicht kann, aber ich versuche wenigstes die Welt auf meine Art wahrzunehmen.
Doch viele Muggel nicht mehr. Für sie ist alles andere wichtiger. Das was um sie herum geschieht, das ist ihnen egal. Wichtig ist nur was sich im Handy abspielt. Sie denken wohl, dass das die Welt sei. Das die Welt um sie herum nicht das bieten kann, was Facebook bietet. Ich verstehe das nicht. Ich meine, das ist an den Social Medias so wichtig, das man die echte Welt nicht mehr beachtet. Selbst wenn Muggel mit anderen Muggel zusammen sind, so sind sie mit dem Handy statt mit den anderen beschäftigt. Sie reden nicht mehr miteinander. Schauen sich nicht mehr an. Sie sind abwesend, und doch anwesend. Einfach nicht mehr in der Welt. Sie leben so auch in ihrer Welt.
Da stellt sich für mich die Frage, wer mehr Autist ist, wir oder die Muggel. Wir versuchen mit der Welt zu kommunizieren. Wir versuchen mit anderen zu sprechen. Aber die Muggel verlernen das immer mehr. Sie ziehen sich in eine Welt zurück, die sie nicht verstehen. Die aber einfach zu bedienen ist. Die Werbung enthält und bunt ist. Das ist die neue Welt der Muggel. Nicht die die sie erschaffen haben, sondern eine Welt aus 0 und 1. Sie sind nicht mehr analog, wie die echte Welt sondern nur doch Digital.
Muggel wollen wichtig sein. Sie wollen angeben. Wollen dabei sein. Ihre was auch immer mit anderen Teilen. Aber nicht mehr in echt, sondern nur noch auf einem Server. Ihre Gedanken drehen sich im den nächsten Eintrag auf Facebook. Sie wollen sich selbst darstellen. Wollen anderen zeigen wie gut sie sind. Erkennen aber nicht, dass sie immer mehr abwesend sind. Das sie für andere nicht mehr in echt erreichbar sind. Sie werden unsichtbar zum Preis das sie absolut sichtbar sind. Nicht mehr für die Mitmenschen aber für die Überwacher. Die Geheimdienste. Dessen sind sie sich bewusst, aber ihnen scheint das egal zu sein. Hauptsache sie sind in der 0-und-1-Welt dabei. Sie gehören zu einer Spezies dies nicht mehr leben will, sondern nur noch existieren. Die nicht mehr anwesend ist. Die nicht mehr wahrgenommen wird. Sie sind für mich eine Spezies die vergessen hat, was es heisst, Mensch zu sein. Die vergessen hat, was es heisst, mit anderen zu sprechen, sie anzusehen.
Ich finde das schade. Denn ich hätte diese Eigenschaften gerne. Ich würde auch gerne andere wahrnehmen. Anderen ansehen können. Mit ihnen einfach sprechen und verstehen was sie meinen. Doch ich kann das nicht. Doch damit muss und kann ich leben. Ich meine, ich kenne es nicht anders. Kenne die Welt nur so, wie ich sie kenne. Ich versuche so gut ich kann in ihr zurecht zu kommen.

Freitag, 25. Juli 2014

Asperger und die Belehrung

Belehrungen gehören für mich zum Alltag. Nicht das ich andere belehre, aber die Muggel tun dies. Sie belehren uns Asperger indem sie uns sagen, was wir wie tun sollen. Wie wir uns zu verhalten haben. Was richtig ist uns was falsch. Ich sehe das nicht gerne. Denn wir sind auch Menschen, wie die Muggel auch. Wir haben einfach eine andere Sichtweise. Wir nehmen einfach die Umwelt anders wahr.
Ich habe einen starken Filter, was die Realität betrifft. Ich kriege fast nichts mit. Obwohl ich dachte, dass ich alles normal mitkriege, so ist dem nicht so. Damit kann ich ohne Probleme leben. Denn, ich kenne es nicht anders. Aber die Muggel habe da so ihre Mühe. Sie verstehen nicht. Sie wollen mir beibringen, wie ich mich zu verhalten habe. Oder besser geschrieben, sie wollten. Denn ich war ja auch in Therapien. Da lernte ich so einiges. Ich lernte aber auch, dass ich nicht so bin wie die Muggel. Und, dass ich mir nichts sagen lasse. Das ich so leben kann, wie ich will. Wieso sollte ich mich von den Muggel belehren lassen? Wieso glauben die, dass sie alles besser wissen? Ich weiss es nicht.
Mir jedenfalls ist es egal. Die Muggel versuchen uns aber weiterhin zu ändern. Sie geben dabei alles. Ich meine, sie sagen, dass wir nicht alleine leben können. Dass wir nicht ein eigenständiges Leben führen können. Oder gar eine Beziehung haben können.
Dem ist nicht so. Ich wohne alleine. Bin verheiratet. Habe einen Job. All das, was wir scheinbar nicht haben können. Nicht können. Ich weiss auch nicht, woher die Muggel das haben, dass wir das nicht können. Ich jedenfalls kann es.
Das ist sicher auch einer der Gründe, wieso ich mir nichts von den Muggel sagen lassen. Seit ich 17 bin, mache ich was ich will. Lebe mein Leben so, wie ich will. Mir könnte nie jemand Vorschriften machen. Gut, ich habe sicher auch auf andere gehört und gelernt. Aber immer in meinem Verständnis für die Sache. Immer so, wie ich dachte, das es richtig ist. Belehrt habe ich aber andere nie. Wieso sollte ich. Die können selber zu sich schauen. Können selber entscheiden. Ich muss da nichts beitragen.
Die Muggel aber, die tun das immer und immer wieder. Sie belehren nicht nur uns, sondern auch ihre Art. Sie belehren, weil sie sonst nicht verstehen. Nur was sie selbst kennen, das verstehen sie. Unbekanntes macht ihnen Angst. Sie verstehen nicht. Also bekämpfen sie es. So wie uns. Sie bekämpfen uns mit ihren Methoden. Sie nennen das Therapie. Sie nennen das Rente. Sie wollen uns gar nicht in ihrem System haben. Wir sollen ruhig bleiben. Sollen nur nicht mit ihnen in Kontakt treten. Dies sicher, weil sie nicht verstehen. Sie haben Angst vor uns.
Das mit der Angst, habe ich schon viele Male erlebt. Die Muggel getrauen sich nicht, mich anzusprechen, wenn sie wissen dass ich Autist bin. Wieso, weiss ich auch nicht. Mit mir kann ganz normal gesprochen werden. Ich raste nicht aus oder so. Viele Muggel haben meiner Meinung nach einfach falsche Vorstellungen, was Autisten anbelangt. Sie gehen immer noch vom Rain Man aus. Aber dem ist ja nicht so. Viele von uns haben sogar studiert. Das kriegt man ja nicht einfach mal so hin. Aber das verstehen sie nicht. Sie meinen, dass wir nicht sprechen können. Und wenn, nur von dem, was uns interessiert.
Belehren ist für mich nicht das Selbe wie Lernen. Ich lerne gerne Neues. Egal was. Aber ich lasse mir nicht vorschreiben, wie ich was lernen muss. Ich habe meine eigenen Methoden. Die sind nicht wie die Muggel es kennen. Auch habe ich ein anderes Tempo als die Muggel. Es kann sehr schnell sein, aber auch extrem langsam. Steuern kann ich das nicht. Es hängt auch davon ab, ob mich was wirklich interessiert. Wenn ja, lerne ich schnell. Wenn ich, brauche ich Jahre.
Belehrungen sind für mich ein Instrument der Muggel, dass sie ihre eigenen Sichtweisen anderen aufzwingen können. Das die anderen so denken, wie sie. Da es ja dann ihre Gedanken sind, so haben sie die Kontrolle. Sie haben die Macht. Sie können die anderen so steuern. Nur, ich lasse mich nicht steuern. Manchmal bin ich froh, dass ich vieles von den Muggel nicht mitbekomme. Nicht ihre Absichten erkennen. Nicht merke, wie es ihnen geht. Mir erleichtert das das Leben sehr. Denn so kann ich mich auf das konzentrieren was ich tue und muss mich nicht auch noch um die Muggel kümmern.

Dienstag, 22. Juli 2014

Asperger und die Erholung

Erholen wollen sich alle irgendwann mal. Sie wollen dem Alltagstress entfliehen. Wollen nichts tun. Kaum sind sie angekommen, wollen sie aber wieder was tun. Sie wollen was unternehmen. Erholung ist was anderes.
Ich selbst mag Erholung. Jetzt schon. Früher nein. Ich habe nie eingesehen, wieso ich Erholung brauche. Wozu sie gut sein soll. Was das alles soll. Seit ich aber in der Klinik war, habe ich gelernt, auch mal nichts zu tun. Nicht immer zu müssen. Nicht immer was zu tun. Das ist nicht einfach. Denn oft will ich was tun und tue es auch. Doch ich sage mir dann, dass ich einfach Zeit habe. Also nicht stressen muss. Nicht alles sofort erledigt haben muss.
Erholung ist auch deshalb wichtig, weil der Alltag schon stressig genug ist. Immer will jemand was von einem. Immer funktioniert was nicht. Sitzungen. Stress. Das gehört für mich auch zu Leben. Ohne das alles würde es mir schnell langweilig werden. Ich kenne die Zeiten, als ich nichts zutun hatte. Als ich nichts zutun hatte. Als ich einfach zuhause war. Keine Perspektive hatte. Nichts zu tun.
Heute bin ich dankbar, dass ich nicht mehr so leben muss. Für mich ist es nicht sinnvoll nichts zu tun. Jedoch Erholung schon. Sie bewahrt mich vor einem weitern Klinkaufenthalt. Sie bewahrt mich vor einem weiteren Zusammenbruch. Das musste ich aber nicht nur lernen, sondern auch erkennen. Denn, mit dem Lernen alleine ist es nicht getan. Es brauchte schon mehr dazu. Es brauchte die Erkenntnis. Die Erkenntnis, dass auch ich mal Ruhe brauche. Nicht immer nur arbeiten und denken. Nein, auch einfach mal auf dem Balkon sitzen und die Gegend anschauen. Einfach mal die Seele baumeln lassen. Nicht immer für andere, ausser für meine Frau, dazu sein.
Ich denke und bin auch der Meinung, dass Asperger mehr Erholung brauchen als Muggel. Viele Asperger arbeiten nicht 100% sondern Teilzeit. Sie brauchen einfach sicher einen Tag mehr Erholung von der Woche. Ich selbst arbeite aber 100%. Dieser eine Tag mehr frei, muss ich nicht mehr haben. Ich weiss dann nicht, was mit ihm anfangen. Also arbeite ich 100%. Für mich ist das ideal. Zumal mir meine Arbeit ja Spass macht, und es nicht einfach ein MÜSSEN ist. Für Viele ist das Arbeiten ja ein MÜSSEN. Sie beklagen sich zumindest immer, dass sie arbeiten müssen. Ich nicht. Ich bin dankbar, dass ich arbeiten kann und darf.
Aber obwohl ich meine Arbeit liebe, ist es nicht so, dass sie mich nicht stresst. Ich brauche genau so Erholung von der Arbeit wie alle anderen auch. Ich habe ja nicht unbegrenzte Energie. Früher dachte ich immer, dass ich diese habe. Dass ich alles einfach nur so easy tun kann. Dem ist heute nicht mehr so. Ich musste erkennen, dass ich nur begrenzte Energie habe. Dass ich nicht mehr all das tun kann, was ich tun will. Dass ich mit meiner Energie haushalten muss. Diese Erkenntnis war nicht so einfach. Denn ich war es nicht gewohnt, das ich was nicht einfach tun kann. Heute habe ich das akzeptiert. Heute kann ich damit leben. Ich habe auch kein Problem mehr damit, dass ich mal einfach nichts tue. Einfach nur denn Tag geniesse. Die Zeit mit meiner geliebten Frau. Mehr braucht ich zur Erholung nicht. Wieso auch? Sie gibt mir die Kraft und den Halt, den ich brauche, damit ich meine Leben leben kann. Ich bin ihr dafür sehr dankbar.
Ich denke, dass Erholung für alle wichtig ist. Wichtig ist doch auch, das man dazu stehen kann, das man Erholung braucht. Für mich ist das kein Zeichen der Schwäche, sondern eine Stärke. Denn wer gibt schon gerne zu, das er nicht mehr kann. Keine Kraft mehr hat. Eben.

Freitag, 18. Juli 2014

Asperger und Ferien

Für viele sind Ferien die schönsten Wochen im Jahr. Sie warten im Grunde genommen nur darauf das sie endlich Ferien haben. Der Rest des Jahres geht einfach an ihnen vorbei. Das zeigen auch jedes Jahr die Staumeldungen, wenn die Ferien beginnen. Diese nehmen dann extrem zu. Sind die Muggel aber in den Ferien, so wird es ruhig im Land. Keine Hektik und keinen Stress mehr.
Ich selbst habe zur Zeit Ferien. Aber weg fahren werden meine Frau und ich nicht. Wir verbringen die Ferien bis auf ein paar Tage zu Hause. Wir wohnen ja in einer Ferienregion. Wieso also wegfahren, wenn wir das was viele wollen, vor der Haustüre haben? Für mich ist das gut so. Denn reisen, ist nicht das, was ich gerne machen. Zuviel Unbekannte. Zu viel Stress. Alles wird neu. Alles kenne ich nicht. Mein ganzer Tagesablauf gerät durcheinander.
Ich denke, dass viele Asperger auch gerne Ferien machen. Aber eben, es ist ein Umdenken. Alles ändert sich. Wenn ich arbeite, so habe ich meinen fixen Tagesablauf. Nicht nur der Tag, sondern auch die Woche. Das ist das, was ich brauche, damit ich mich orientieren kann. Habe ich jedoch Ferien, so weiss ich nie, welcher Tag ist. Weiss nicht einmal welche Uhrzeit. Obwohl ich eine Uhr trage und die Zeit sehe, weiss ich nicht, was für Zeit ist. Es dauert etwas 2 Wochen, bis ich mich an die neue Situation gewöhnt habe. Bis ich realisiere, dass ich Ferien habe.
Es ist nicht so, dass ich die Zeit nicht geniessen kann. Im Gegenteil. Ich kann so mit meiner Frau mehr Zeit verbringen, als wenn wir beide arbeiten. Da sehen wir uns ja nicht so oft und lang. Aber das gehört dazu. In den Ferien ist das anders. Wir können denn ganzen Tag und Abend zusammen sein. Zusammen leben. Für mich sind das Ferien. Wenn ich meine freie Zeit Mit meiner Frau verbringen kann. Wenn ich nicht von Termin zu Termin hetzen muss. Wenn ich einfach sein kann und nicht MÜSSEN muss.
Muggel so wie ich sie erlebe, sind vor den Ferien im aufgeregt. Sie können es nicht abwarten, bis sie endlich in die Ferien fahren können. Oder anders geschrieben, bis sie endlich mit anderen Muggel stauen können. Es scheint fast so, als ob sie dieses kollektive Stauen brauchen. Ich verstehe das nicht. Für mich ist Ferien, das ich keinen Stress habe. Nicht mit Muggel zusammen sein muss. Nicht stauen muss. Mich nicht nerven muss. Aber eben, die Muggel, die wollen das. Kaum sind sie am Ferienziel angekommen, müssen sie schon wieder stauen, anstehen. Alles ist laut und hektisch. Jeder ist in den Ferien und darf tun was er will. Das habe ich zu oft schon erlebt. Nein, das brauche ich nicht mehr. Wieso sollte ich mir das antun. Zumal ich weiss, dass ich das nicht vertrage. Es bringt meine innere Ruhe durcheinander. Ich kriege um zu viele Muggel im Kopfschmerzen. Nicht wegen der Muggel als solches, sondern weil sie laut sind. Sich immer so komisch bewegen. Das ist zu viel für mich.
Aber ihnen scheint das nichts auszumachen. Die, so kommt es mir vor, suchen das richtig. Ich suche die Ruhe. Die habe ich auch gefunden. Da wo ich wohne, gibt es das Wort Stress nicht. Da gibt es Kühe und Bauern. Kein Stadt, kein Stress. Eben voll auf dem Land. So habe ich irgendwie jeden Tag ein wenig Ferien. Auch dann, wenn ich arbeiten muss. Ich habe ja jetzt keinen langen Arbeitsweg mehr. Für mich ist das auch wie Ferien. Weniger Stress. Weniger Chaos.
Ferien bedeuten aber auch, dass ich meinen ganzen Tagesablauf neu ordnen muss. Ich ordne ihn so, dass ich nicht MUSS sondern darf. Ich muss nicht alles genau planen. Wobei, diese Erkenntnis habe ich auch noch nicht lange. Früher musste alles genau geplant sein. Musste alles organisiert sein. Heute nicht mehr. Ich bespreche mich jeden Tag mit meiner Frau, was wir tun. Mehr auch nicht. Die Zeiten werden nur grob festgelegt. Für mich passt das. So lerne ich auch, dass nicht alles auf die Minute drauf an kommt. Dass ich auch mal einfach in den Tag leben kann. Dass ich nicht immer auf die Uhr schauen muss.
Ferien sind für mich aber auch Erholung. Es geht nicht nur darum zu überlegen, wann ich was wie mache. Nein, auch mal NICHTS tun. Einfach zu sein. Das ist etwas was ich nie konnte. Doch mit meiner Frau habe ich gelernt, das ich auch mal nichts tun kann und darf. Das es in Ordnung ist, einfach zu sein. Ich denke das ist das, was Ferien ausmachen sollte, das zu sein und nicht das MÜSSEN.

Mittwoch, 16. Juli 2014

Asperger und das ausgenutzt werden

Ausnützen ist etwas das die Muggel gut können. So lange sie etwas nicht selber tun müssen, sind sie zufrieden. Besonders dann nicht, wenn ihnen etwas das sie tun müssen, nicht passt. Sie versuchen dann alles um es nicht zu tun. Sei es, sie lassen es, und erfinden Ausreden, oder sie finden jemanden der das Unbeliebte für sie tut.
Ich habe das in meinem Leben schon viele viele Male erlebt. Immer und immer wieder wurde ich ausgenutzt. Gemerkt habe ich das aber nie. Wie auch. Ich habe immer nur das verstanden, was mir gesagt wurde, aber nicht die Absicht dahinter. Konnte auch nie NEIN sagen. Habe immer getan, was von mir verlangt wurde. Nun, gebracht hat es mir nichts. Ich bin so nicht weiter gekommen. Wenn ich aber mal versucht habe, NEIN zu sagen, dann hat es jedes Mal ein riesen Theater gegeben. Die Muggel haben Mühe wenn jemand mal NEIN sagt. Sie verstehen das nicht. Obwohl sie das auch tun, so kapieren sie einfach nicht, dass auch ich mal NEIN sagen kann.
Leider war ich immer zu gutmütig. Wollte es immer alles recht mache. Ohne das ich wusste wieso. Es war auch eine Art des anpassens. Des sich verstellen. Ich wollte ich dazugehören. Wollte so sein, wie die anderen. Wusste aber nicht, dass ich das gar nicht kann. Wusste nicht, das ich anders bin. Ganz anders. Heute weiss ich den Grund. Weiss, dass ich mich nicht mehr verstellen muss. Aber auch dieses Wissen schützt mich nicht davor ausgenutzt zu werden. Schützt mich nicht vor den Muggel. Ich kann einfach nicht NEIN sagen. Kann nur mal sagen, das mir was nicht passt. Das ist schon ein grosser Fortschritt für ich. Aber NEIN sagen?
Asperger sind leichte Ziele für Muggel. Sie merken, das wir anders sind. Das wir einfach tun was sie wollen. Sie nutzen das auch aus. Das finde ich nicht richtig. Denn wir tun das mit ihnen ja auch nicht. Aber das schein sie nicht zu stören. Sie nutzen uns aus, und wenn wir ausgedient haben, lassen sie uns fallen. Sie wollen uns nicht mehr. Uns aber helfen, das wir ein besseres Leben haben, das tun nur die wenigsten. Viele die meinen, sie verstehen uns, tun dies nicht. Sie tun nur so. Sie wollen nur unsere Arbeitskraft. Wollen unsere Ideen und unsere Perfektion. Ihnen geht es nicht um das Soziale sondern nur ums Geld. Sie verstehen nicht, das wir uns nicht wehren können. Verstehen nicht, dass wir in einer Welt leben, die die Muggel nicht verstehen. Eine Welt die anders funktioniert. Die anders ist. Nichts mit der sogenannten realen Welt zutun hat.
Die Absichten der Muggel sind aber nicht immer böse gemeint. Sie handeln einfach so, wie sie handeln müssen. Handeln aus einem Instinkt heraus. Der Schwächere wird ausgenutzt. Sie handeln ohne zu denken. Deshalb bin ich ihnen auch nicht böse. Ich sage mir einfach, dass sie es nicht besser wissen oder können. So kann ich mich durch die Welt bewegen, ohne dass ich mich ständig aufregen muss. Ohne dass ich ständig ausflippe.
Ich schaue immer, dass ich andere nicht ausnutze. Sage ihnen immer, wieso ich was von ihnen will. Das ist meine Art mit den Menschen umzugehen. Offenheit. Leider bin ich manchmal zu ehrlich. Zu offen. Das wird dann wiederum ausgenutzt. Ich meine es nur gut. Aber die anderen nutzen das wieder schamlos aus. Dagegen kann ich nichts tun. Es ist nun mal meine Art, wie ich bin. Verstellen tue ich mich nicht mehr. Zu oft habe ich das getan. Zu oft habe ich versucht so zu sein, wie die anderen.
Die Sprache der Muggel ist mir bis heute ein Rätsel. Ich meine, ich verstehe sie und doch nicht. Ich verstehe, was sie sagen, aber nie, was sie meinen. Das ist sicher auch ein Grund, wieso ich ausgenutzt werde. Würde ich die Absichten erkennen können, könne ich reagieren. Könnte sicher auch mal NEIN sagen. Nun, ich habe aber gelernt damit zu leben. Heute ist es nicht mehr so schlimm wie auch schon. Da wo ich arbeite passt es für mich. Auch wenn nicht alles perfekt ist, so ist des doch die perfekteste Stelle die ich je hatte. Ich selbst trage ja auch meinen Teil dazu bei. Bin selber einer der Personen, welche entscheidet. Ich nutze dafür auch meine Erfahrung in der Industrie. Nutze das Wissen um das ausgenutzt werden. Versuche es besser zu machen. Versuche niemanden auszunutzen, sondern versuche ihnen einen Arbeitsplatz zu geben, der passt. Das ist nicht immer einfach, aber ich denke, es gelingt mir doch zum Teil.
Ich lies mich ausnutzten. Doch ich wusste es nicht. Ich lies vieles zu, ohne zu wissen wieso. Heute denke ich nicht mehr darüber nach. Bringt ja nichts. Vergangen ist vergangen. Doch die Zukunft ist noch vor mir. Die will ich besser gestallten. Will, dass sie so ist, wie ich denke, das ich in ihr leben kann. Ohne das ich ausgenutzt werde.

Montag, 14. Juli 2014

Asperger und Zahlen

Die Muggel orientieren sich an weiss nicht was. Sie haben eine Sichtweise, die mir verborgen ist. Sie erkennen andere Menschen ohne Probleme. Erinnern sich an Dinge die mir nicht logisch erscheinen. Damit meine ich, dass sie sich an Dinge erinnern, ohne einen Bezug zu Zahlen zu haben. Sie haben auch ein Gefühl für die Zeit oder für Distanzen.
Ich kann mir alles nur anhand von Zahlen merken. Jede Zahl hat ihre Farbe. Jede Zahl ihre Form. Es gibt Zahlen, die gibt es nicht. Nicht für mich. Die 54 zum Beispiel. Obwohl ich sie kenne, obwohl ich sie vorhin geschrieben habe, so gibt es sie nicht. Wenn ich einen Parkplatz aussuchen kann, so kann ich nicht einfach einen nehmen. Denn die Zahl spielt für mich eine Rolle. Es gibt Zahlen, die gehen nicht. Andere die sind kein Problem. Zum Beispiel die 295, oder 320. Die sind ok. Bei Autonummern ist es auch so. Ich muss nach meiner Logik die Zahl 8 erzeugen können. Wenn nicht, ist das Auto vor mir eine Gefahr. Ich halte dann mehr Abstand. Erklären kann ich das nicht.
Mit der Zeit ist es das Selbe. Es gibt Stunden, die gibt es nicht. 14 Uhr ist so eine Zeit. Damit kann ich nichts anfangen. 1515 ist auch so eine Zeit. Gar nicht gut. Ein Gefühl für die Zeit habe ich nicht. 1 Sekunde oder 1000, das spielt keine Rolle für mich. Das ist auch der Grund, wieso ich immer eine Uhr trage. Wieso ich oft auf die Uhr schaue. Ich muss den Muggel manchmal erklären, dass das nichts mit Langeweile zu tun hat. Sondern, dass ich mich orientieren muss. Dass ich sonst den Bezug verliere.
Zahlen sind für mich nicht einfach Zahlen. Sie sind wie ein Organismus. Sie leben. Sie sind real. Viele verwechseln das Interesse für Zahlen mit der Begabung für Mathematik. Das hat damit nichts zu tun. Zahlen zu sehen. Ihre Farben zu sehen, hat auch nichts mit dem Interesse an Mathe zu tun. Jedenfalls bei mir nicht.
Zahlen sind für mich meine Orientierungspunkte im Leben. Sie helfen mir, meinen Alltag zu gestallten. Meine Leben zu ordnen und nicht einfach so zu sein. Damit verbunden ist auch meine Überpünktlichkeit. Ich nehme das mit der Zeit sehr genau. Zuspät kommen geht gar nicht. Nicht eine Sekunde. Die Muggel, die können das. Die nehmen das mit der Zeit nicht so genau. Ist für sie auch kein Problem. Sie alle sind so. Eine Minute später oder früher, wenn interessiert es. Mich. Ich kann das nicht haben. Verstehe nicht, wie jemand so unpünktlich sein kann. Wenn zu Beispiel ein Termin um 1600 ansteht. Dann ist das 1600 und nicht 1601. Das ist eine ganz andere Zahl. Sie sieht ganz anders aus. Sie hat eine andere Farbe, eine andere Bedeutung. Nun, die Muggel verstehen das nicht. Für sie ist es einfach eine Minute später. Für mich nicht. Eine Minute hat für mich keine Bedeutung. Ich kenne, wie Oben geschrieben, keine Zeit. Also sind dir Zahlen für mich verbindlich, nicht die Zeit. Für die Muggel, ist es aber die Zeit, und die spielt nicht so eine Rolle. Das ist für mich nicht immer einfach. Doch ich habe gelernt, das zu akzeptieren. Habe gelernt, das das bei den Muggel so läuft. Dieser Prozess aber, der hat Jahre gedauert. Es war nicht so einfach die Art zu denken, zu verändern. Das heisst aber nicht, das es mir heute leicht fällt. Ich kann das mit dem zuspät kommen immer noch nicht haben. Aber ich sage mir, das das halt bei den Muggel so ist. Damit geht es für mich in Ordnung.
Zahlen dienen mir aber auch als Spass. Ich liebe es Zahlen zu schreiben. Sie zu sehen. In ihnen zu denken und handeln. Zahlen sind für mich mehr als einfach nur Zahlen. Sie sind eine Art zu leben. Eine Art zu denken und handeln.
Menschen die mit Zahlen nichts anfangen können, verstehe ich nicht. Ich weiss nicht, wie sie sich durchs Leben bringen. Ich meine, wie sich sonst orientieren, wenn nicht nach und mit Zahlen. Das ist mir schleierhaft. Aber ich denke, dass muss ich nicht verstehen. So wie ich lebe, komme ich ganz gut zurecht. Mehr brauche ich auch nicht. Wenn mir die Muggel etwas anders beibringen wollen, wehre ich mich. Ich wehre mich, weil ich der Meinung bin, das sie kein Recht dazu haben. Ich bin alt genug um selber zu wissen wie ich zu leben habe. Ich brauche niemanden, der mir sagt, was ich wie tun muss. Ich tue das mit den Muggel ja auch nicht.

Samstag, 12. Juli 2014

Asperger und 2 Sachen

Muss ich 2 Dinge gleichzeitig tun, ist das für mich kein Problem. Im Normalfall mache ich sogar mehr als 2 Dinge zu gleich. Das heisst nicht, dass sich sie wirklich gleichzeitig tue. Für mich ist denken und handel das Selbe. Ich arbeite, denke aber an meine Frau. Ich bin an einer Sitzung und denke, was ich meinen Mitarbeiter noch alles sagen muss. Das ist kein Problem. Problematisch wird es dann, wenn ich an 2 Orten gleichzeitig sein sollte. Das geht nicht. Ich kann mich ja nicht teilen. Kann nicht an 2 Orten zugleich sein. Manchmal wäre das aber von Vorteil.
Früher hatte ich studiert und zu gleich gearbeitet. Ich konnte das ohne Probleme. Wie ich das aber gemacht habe, weiss ich heute nicht mehr. Weiss nicht, ob ich das heute auch noch könnte. Ich denke nicht.
Ich erlebe immer wieder Asperger, die nur eine Sache tun können. Sie können nur studieren, dann wieder arbeiten. Sie können sich nur mit ihrem Privatleben befassen, aber nicht arbeiten. Ich denke, dass das einer der Gründe ist, wieso viele Asperger es nicht so weit bringen. Wieso sie immer auf Hilfe angewiesen sind. Denn Privates und die Arbeit muss parallel laufen. Das verstehen aber viele nicht. Sie wollen eine Sache machen, die aber perfekt. Nun, die Welt funktioniert so leider nicht. Unsere ja, aber die der Muggel nicht. Die können viele Dinge Parallel. Auch wenn sie es nicht wirklich können, so reicht es doch, dass sie selbstständig leben können. Das sie das erreichen können, was sie wollen, oder zumindest annähernd.
Für mich war das nie ein Problem. Ich kenne es nicht anders, als das ich alles zugleich mache. Handeln, denken, leben. Für mich ist das normal. Ich weiss aber heute, das das viele, wie Oben beschrieben, nicht können. Das braucht dann viel Verständnis und Geduld. Ich kenne viele, die wollen, können aber nicht. Sie können sich nicht selbst überwinden. Können nicht handeln. Einige aber, die schaffen es, sich zu überwinden. Sie werden so unabhängiger. Können so vieles in ihrem Leben selbst bestimmen. Können ein eigens Leben aufbauen.
Das ist das, was ich immer wollte. Selbst bestimmen. Mir nicht sagen lassen, was ich darf und was nicht. Ich kann damit nichts anfangen. Ich meine, wer hat das Recht einem anderen zu sagen, was richtig und was falsch ist. Niemand. Doch es gibt genug Muggel, die das tun. Die meine, sie wissen, was richtig und was falsch ist. Die begreifen nicht, das wir anders denken und handeln.
Unsere Gesellschaft ist nicht auf uns ausgelegt. Sie ist von und für Muggel. Ist ja auch klar wieso. Es gibt bin denen einfach mehr. Wir sind nur eine kleine Minderheit, die versucht das Beste aus dem zu machen, was wir können.
Nur, das reicht oft eben nicht. Wir werden ausgegrenzt. Kriegen keine Arbeit. Werden gemobbt. Naja, das hat sicher auch damit zu tun, dass viele nicht 2 Schachen zugleich tun können, sondern nur Eine. Für die Muggel wirkt das komisch. Wir gelten bei denen als Sonderlinge. Sind wir aber nicht. Nur eben anders. Ich denke, dass es noch viel braucht, bis die Muggel begreifen, dass wir so sind wie sie, nur eben anders. Das wir auch was können, nur eben auf unsere Art. Das wir nicht so funktionieren wie sie. Das viele von uns nur eine Sache tun können, die aber genau. Das genau das genutzt werden muss. Dieses Potential liegt bei vielen brach. Sie wissen nicht, wie sie es nutzen können. Auf der anderen Seite wissen die Muggel nicht, wie daran kommen. Autismuslink und Specialisterne tun genau das. Wir fördern solche Menschen. Geben ihnen die Möglichkeit zu zeigen, was sie können. Zeigen aber auch anderen Firmen, dass solche Menschen was können. Aber nur dann, wenn das Umfeld stimmt. Nur dann können wir das, was wir können. Muggel sind da nicht so. Für sie muss die Umgebung auch stimmen. Aber sie sind nicht so heikel wie wir. Ich denke da nur an Licht und Lärm. An Hektik und an Unvorhergesehenes. Damit können viele von uns nichts anfangen. Sie verweigern dann die arbeit. Stimmt aber die Umgebung, so können sie gut arbeiten. Können auch 2 Schachen zu gleich.

Mittwoch, 9. Juli 2014

Asperger und das Maskenhafte

Gesichter sind so eine Sache für sich. Zumindest für mich. Ich kann mit ihnen nichts anfangen. Zum einen weil ich sie nur schwer sehen kann und anderen, weil ich nicht sehen kann, was sich ihn ihnen abspielt. Ich weiss nicht was Gesichtszüge bedeuten. Für mich sind das einfach Masken. Ich weiss aber, das Muggel mit Gesichter sehr viel anfangen können. Dass es für sie extrem wichtig ist, dass sie Gesichter sehen können. Das sie angeschaut werden. Dass sie die Augen sehen können. Mir ist bis heute nicht klar, wieso da so sein muss. Es geht auch ohne.
Mir wurde schon einige Male gesagt, dass mein Gesicht maskenhaft sei. Dass in meinem Gesicht nicht viel bis nichts zu lesen sei. Und wenn, das Falsche. Ich habe mein Gesicht nicht sehr gut unter Kontrolle. Ich merke es nicht einmal richtig. Manchmal gar nicht. Das heisst, ich weiss nicht, was mein Gesicht macht. Mir ist das egal. Denn, da ich mit Gesichter nichts anfangen kann, spielt es für mich auch keine Rolle, was mein Gesicht gerade scheinbar ausdrückt.
Die Muggel sehen das anders. Sie sind leicht irritiert, wenn sie aus einem Gesicht nicht lesen können. Wenn sie nicht wissen, was das Gegenüber ausdrücken will. Wenn sie vor einer Art Maske stehen. Ich denke, das ist das Problem, welches die Muggel mit vielen Autisten haben. Sie merken, das etwas nicht stimmt, wissen aber nicht was. Wenn es ihnen gesagt wird, dann kommt plötzlich das AHA! Das die Muggel nicht darauf kommen, ist mir klar. Wie sollten sie auch? Sie kennen es nicht anders, als das alles so reagieren wie sie. Dass sich alle anschauen. Sie brauchen den Augenkontakt. Sie brauchen das sich verständigen. Sie brauchen das alles. Wieso, weiss ich auch nicht. Ich brauche nur die Stimme. Brauche sonst nichts. Doch wenn ich die Stimme des Gegenüber nicht höre, dann ist es nicht da. Auch dann nicht, wenn es im selben Raum ist. Ich kann dann einfach mit einer ausdruckslosen Mine da sitzen. Kann nichts sagen. Das irritiert die Muggel. Sie meinen dann, dass das was mit ihnen zutun hat. Dass ich was gegen sie habe. Wenn ich ihnen sage, dass sie, so lange sie nicht sprechen nicht existieren, dann sind sie erst recht irritiert. Sie verstehen nicht. Sie verstehen nicht, dass das meine Art ist, die Welt war zunehmen. Nicht wie sie durch Gesichter. Sie wissen nicht, dass ich Gesichter nicht sehen kann. Dass ich nicht verstehe, was all die Emotionen sind. Sie verstehen es auch dann nicht, wenn ich es ihnen erkläre.
Das Maskenhaft meines Gesichtes ist aber auch dann verwirrend, wenn ich keinen Ausdruck im Gesicht habe, aber freundlich bin. Das irritiert scheinbar jeweils Verkäuferinnen. Sie suchen dann den Blickkontakt zu meiner Frau. Sie wissen aber nicht, was sie irritiert. Wissen nicht das es das Fehlen des Blickkontaktes ist. Das sie in meinem Gesicht nichts lesen können. Ich weiss darum, kann es aber nicht ändern. Dies auch, weil ich Emotionen nicht nachstellen kann. Weil ich sie nicht kenne, wie sie aussehen. Wobei ich es ja nicht anders kenne. Das heisst für mich ist das Maskenhafte normal. Für mich ist es normal, dass ich keine Muggel ansehe. Das ist mal wieder das Andere. Das was uns auszeichnet. Das was die Muggel irritiert. Das was sie nicht verstehen. Das was sie nicht können.
Für mich ist es nicht schlimm. Ich komme auch so gut zu recht. Solange ich mein Leben so leben kann, wie ich will, ist alles in Ordnung. Mein Umfeld stört sich an all den Sachen nicht. Sie kennen mich ja nicht anders. Ich denke, dass ist ja genau das, was wichtig ist. Die Toleranz und das Verständnis. Dass jeder Mensch so sein darf, wie er ist und sich nicht wegen der anderen verstellen muss. Schlussendlich bringt das meiner Erfahrung nach nichts.

Montag, 7. Juli 2014

Asperger und das Chaos

Die Welt um mich herum ist manchmal ganz ruhig, obwohl so laut und hektisch ist. Manchmal macht es mir nichts aus, wenn alles chaotisch ist. Wobei was für mich Chaos ist, ist für die Muggel im Normalfall einfach nur normal. Sie haben scheinbar einen Filter, der sie das für mich herrschende Chaos ausblenden können.
Chaos ist aber nicht das, was Aussen ist, sondern es kann auch in meinem Kopf entstehen. In meiner Zwischenwelt. In meiner Realität. Manchmal habe ich sie nicht mehr im Griff. Dann, wenn ich müde bin. Wenn ich mich nicht mehr konzentrieren kann. Wenn ich meine eigene Gedanken nicht mehr ordnen kann. Ich kann dagegen nichts tun, ausser schlafen gehen. Aber auch das wird dann nicht einfach, da ich immer am denken bin. Ich habe aber gelernt, dass ich mich dann auf einen einzigen Gedanken konzentrieren muss. Einen, der mit meinen Gedanken nichts zutun hat. So kann ich das Chaos besiegen. Wobei das nicht einfach ist, wenn ich müde bin. Wenn ich keine Kraft mehr habe. Doch es ist der einzige Weg, den ich gefunden habe.
Bin ich unterwegs, stören mich die Menschen nicht. Sie stören mich eine gewisse Zeit nicht. Doch plötzlich beginnen sie mich zu stören. Wieso, weiss ich nicht. Ich weiss nicht was die Ursache ist. Auf einmal herrscht um mich herum ein riesen Chaos. Die Muggel kommen mir alle so wild und laut vor. Hektisch und gestresst. Dies obwohl sie gar nicht stressen. Obwohl sie ganz normal sich fortbewegen. Also langsam. Doch mir kommt es vor als seinen alle in Eile. Alle nehmen keine Rücksicht. Alle sind laut. Alle sind Chaos.
Dann gibt es für mich nur eine Lösung. Ich muss da raus. An einen Ort, wo es keine Muggel hat. Mein Auto, meine Wohnung. Einfach nur weg. Nicht mehr bei den sein. Nach ein paar Minuten ist dann wieder alles in Ordnung und ich könnte wieder raus, tue es dann aber nicht. Wieso auch. Ein Chaos pro Tag reicht mir. Mehrere Chaose müsse nicht sein. Ich will mich ja nicht selbst überfordern.
Für meine Frau ist das jeweils komisch. Sie versteht mich. Aber dennoch ist es komisch für sie. Denn sie kennt das ja nicht. Kann sich nicht vorstellen, das mich die Muggel plötzlich stressen, obwohl sie einfach nur sind. Ich kann es ja auch nicht erklären. Aber ich denke, dass es die Bewegungen und Stimmen und Geräusche sind. Einfach alles auf einmal. Irgendwann wird es zu viel.
Für mich ist auch schon ein Gegenstand der nicht richtig auf seinem Platz liegt Chaos. Ich muss ihn dann für mich korrekt ausrichten. Jeder Gegenstand hat genau seine Ausrichtung. Das ist für mich wichtig. So kriege ich Ordnung in die Welt die ich nicht verstehe. So kann ich sicher sein, dass alles seinen exakten Platz hat. Dass ich den Gegenstand, wenn ich ihn brauche, auch greifen kann. Das ist für mich nicht selbstverständlich. Ist ein Gegenstand nicht da, wo er sein sollte, habe ich Mühe, ihn zu greifen. Deshalb ist es wichtig, dass alles seinen Platz hat. Aber auch der Optik wegen. Chaos muss nicht sein. Was die Muggel nicht einmal registrieren, fällt mir sofort auf. Ist ein Gegenstand nur einen Millimeter falsch angeordnet, so MUSS ich ihn richten. Um der Ordnung Willen.
Was ich alles als Chaos bezeichne, das ist für die Muggel, normal. Sie verstehen gar nicht, wieso ich mich ab jedem bisschen Unordnung aufregen kann. Sie sehen die Unordnung nicht einmal. Verstehen nicht. Erklären tue ich das auch nicht mehr. Wieso auch? Ich meine, wieso muss ich mich immer erklären, und die Muggel nicht? Nun, die können es auch nicht, weil sie über vieles nie nachdenken. Nicht einmal auf die Idee kommen. Weil für sie vieles normal ist, was für mich eben nicht so ist.
Aber ich habe gelernt, zu sagen, wenn mir was zu viel wird. Das war für mich nicht einfach. Denn ich ging davon aus, das das Umfeld schon weiss, wenn was nicht stimmt. Nun, dem ist nicht so. Heute kann ich sagen, wenn mir was zu viel wird. Nicht immer sofort, doch sicher auf das Nachfragen. Ich sehe es auch nicht als Schwäche an, zu sagen wenn was zuviel wird. Wenn ich nicht mehr kann. Im Gegenteil, das ist eine Stärke, musste ich erkennen.
Chaos ist die Welt der Muggel. Chaos ist die Welt in mir. Doch wo Chaos ist, ist auch Ordnung. Beides braucht es. Beides sollte aber im Gleichgewicht sein. Nur Chaos muss nicht sein, nur Ordnung auch nicht. Die Mischung aus beidem ist für mich das was mich weiterbringt. Wie so oft, braucht es immer zwei, dass etwas Neues entsteht. Das ich voran komme. Dass ich was Neues entstehen lassen kann.

Freitag, 4. Juli 2014

Asperger und das Zusatz-Ich

Jeder Mensch hat ein ICH. Doch die Frage ist für mich, was damit anfangen? Ist das ICH wirklich meine Persönlichkeit, oder ist es einfach eine Bezeichnung der Menschen für etwas das sie nicht verstehen? Ich weiss es nicht.
Damit ich etwas tun kann, muss ich mir bewusst werden, was ich tun will. Die Entscheidung kann schnell fallen, oder aber sehr lange dauern. In jedem Fall ist das ICH beteiligt. Die Frage ist nur wie stark. Wie stark bestimmt das ICH und wie stark äussere Einflüsse.
Manchmal kommt mir ein Gedanke, was ich tun will. Aber ich tue es nicht. Kann es nicht tun. Wieso, weiss ich auch nicht. Weiss nicht, was mich hemmt. Damit ich manchmal was tun kann, brauche ich einen Impuls von Aussen. Von jemandem. Dem Zusatz-Ich. Das kann eine beliebige Person sein. Doch im Normalfall ist es meine Frau oder jemand von der Arbeit, wie mein Chef. Dabei geht es nicht um einen Befehl, sondern einfach darum, einen innere Blockade zu überwinden. Doch noch ins Tun zu kommen. Nicht einfach nur da zu sitzen und zu warten. Warten auf was? Nun, ich bin den Menschen um mich herum sehr dankbar, dass sie mir immer und immer wieder einen Impuls geben. Denn ohne diesen würde ich mit der Zeit Nichts tun. Würde einfach sein. Mich nicht einmal fragen, wieso ich nichts tue. Ich käme nicht einmal mehr auf die Idee.
Das Zusatz-Ich ist für mich das, Zwischen dem ICH und dem Unterbewusstsein. Das kann nur von Aussen kommen. Obwohl das ICH und das Unterbewusstsein in mir sind, so ist das Zusatz-Ich von Aussen. Hat aber einen direkten Einfluss auf mein Handeln. Auf mein Denken. Für mich ist das Denken mehr als nur denken. Es ist für mich meine Zwischenwelt. In ihr habe ich all meine Bilder. Meine Zahlen. Meine Ordnung. Ich kann diese einfach rumschieben holen weglegen. Wie ich will. Doch manchmal verheddere ich mich darin. Finde dann nicht mehr heraus. Mein Umfeld merkt das, und reagiert sofort. Sie fangen mich auf, und führen mich wieder in die Realität. Oder das, was sie Realität nennen. Für mich ist es einfach meine gewohnte Umgebung. Real ist für mich nur meine Zwischenwelt. Das andere ist für mich einfach da, aber ich nehme es nicht wahr. Sehen ja, bewusst wahrnehmen. Nein.
Das Zusatz-Ich ist etwas, was mich schon viele Mal gerettet hatte. Mir immer wieder neue Impulse gegeben hat und immer noch gibt. Ich denke, für mich ist wichtig, dass ich das akzeptieren kann. Dass ich nicht alles alleine machen kann. Dass ich nicht immer fähig bin, überhaupt etwas zu tun. Dass ich angewiesen bin, dass ich was mache kann. Denn ohne die Hilfe meines Umfeldes wäre ich verloren.
Auch wenn ich auf viele sehr selbstsicher wirke, so bin ich es nicht. Ich bin nur dann sicher, wenn ich mich in meinem gewohnten Umfeld befinde. Wenn ich Dinge tun kann, die ich kenne. Wenn sich aber was ändert, dann habe ich grosse Mühe damit. Dann muss mir das Umfeld erklären, wieso das so ist. Wieso ich mal wieder was anderes machen muss. Wieso ich mich mal wieder anpassen soll.
Meistens komme ich selber darauf, aber nicht immer. Dann kann ich recht ungemütlich werden. Weiss aber nicht wieso. Kann es nicht erklären. Aber ich habe Menschen um mich herum, die das für mich können. Sie wissen genau, was mir fehlt, oder mich aus der Bahn wirft. Sie führen mich dann wieder dahin zurück, wo ich mich auskenne. Erklären mir die Sache. Das braucht nur ein paar Worte. Aber die Richtigen.
Das Zusatz-Ich ist eine praktische Sache für mich. Aber ich musste lernen, dass ich auch auf andere Menschen hören soll. Dass ich nicht immer Recht habe. Dass auch ich Fehler mache. Nun, das war für mich nicht leicht. Denn ich ging immer davon aus, dass ich keine Fehler mache, nur Abweichungen. Aber dem ist nicht so. Die Menschen um mich herum haben mich gelehrt, dass ich mir aber auch vertrauen kann und soll. Das auch die Anderen nicht alles wissen und können. Das es eben nicht nur schwarz und weiss gibt. Daran arbeite ich noch. Denn für mich ist es eben genau das. Schwarz und weiss.
Dank der Impulse des Zusatz-Ich's kann ich ein für mich gutes Leben führen. Eines das ich als selbstständig bezeichnen kann. Ich wohne alleine. Ich fahre immer alleine zur Arbeite. Ich habe ein ganz tolle und sehr liebe Ehefrau. Was will ich mehr? Doch bis ich das alles hatte, brauche ich viele Jahre. Jahre der Arbeit. Jahres des Frustes. Jahre, in denen ich viel lernt und immer noch lerne. Ich denke das es wichtig ist anderen Menschen zuzuhören. Sie ernst zu nehmen. Denn sie sind das Zusatz-Ich.

Donnerstag, 3. Juli 2014

Asperger und Tarja Turunen

Tarja Turunen ist die ehemalige Sängerin der Metal-Band Nightwish. Doch darum geht es nicht. Mir geht es nicht um den Metal, sondern um die Stimme von Tarja.
Sie ist eine, wenn nicht, zumindest für mich, die aussergewöhnlichste Sängerin die es gibt. Sie hat eine sehr kräftige opernhafte Stimme. Aber das ist nicht das, was sie auszeichnet. Die haben ja viele. Nein, es ist das Klangbild. Es ist meiner Meinung nach einzigartig auf der Welt. Ihre Stimme ist perfekt. Sie hat keinen Makel. Nicht den kleinsten. Ihre Stimme anzusehen, ist immer wieder ein Genuss. Auch nach all den vielen Jahren, in denen ich Nighwish höre.
Tarja ist aber für mich auch ein Symbol. Sie hat mir gezeigt, was ich immer in Frauenstimmen vermisst habe. Sie hat mich gelehrt, hinzusehen hinzuhören. Zu geniessen. Das kannte ich zu vor nicht. Ich habe viel Musik gehört und höre sie immer noch. Aber anders. Wobei, hören nicht richtig ist. Sehen. Schauen. Wie ein Film. Ich mag es Musik zu sehen. Besonders die Stimme von Tarja. Ich hatte sogar einmal die Gelegenheit, sie live zu sehen. Das war noch viel besser, als ab CD.
Doch wieso schreibe ich heute mal über eine Person und nicht über das Übliche. Ganz einfach. Ich habe vorhin Gitarre gespielt und da ist mir der Einfall gekommen. Einfach so. Tarja ist eine Sängerin, die heute nicht mehr bekannt ist. Sie war es mit Nighwish. Aber heute? Wer kennt schon ihre Soloplatten? Dabei sind die noch besser, als die Nightwish. Ihre Stimme ist noch besser geworden. Kräftiger, dunkler. Ja, sie hat eine ganz dunkle Stimme. Schwarz. Eben perfekt.
Auch, und das finde ich wirklich extrem, kann sie lange singen, ohne zu atmen. Oder zumindest so, dass ich es nicht sehe und höre. Ich habe so was nicht nie gehört. Auch finde ich, dass sie es auch mal verdient hat, erwähnt zu werden. Es ist nicht so, dass ich das vorhabe, mit den für mich wichtigen Personen zum machen. Aber sie schon.
Für mich als Asperger ist es auch gut, dass ich sie höre. Denn sie bringt Ruhe in meine Gedanken. Auch wenn die Musik sehr schnell ist. So ist ihre Stimme doch Ruhe und Kraft. Genau das Richtige nach einem Arbeitstag. Einfach ihre Stimme geniessen und nach Hause fahren.
Dabei geht es genau um das Geniessen. Das ist etwas, was ich nie gekonnt habe. Ich wusste nicht, was das ist. Alles musste immer genau geplant sein. Alles hatte exakt seine Zeit. Alles. Geniessen, ist aber genau das Gegenteil. Keine Zeit. Einfach nur sein. Nichts sonst. Ich musste das lernen. Wusste nicht, wie lernen. Das einzige Mittel, das ich kannte, war und ist die Musik. Nur sie verstehe ich. Nur mit ihr kann ich was anfangen und mich auch durch sie ausdrücken. Nicht unbedingt durch meine Musik, nein, aber durch Lieder. In Gesprächen erwähne ich immer mal wieder eine Song. Eine Zeile aus einem Song. Damit drücke ich mich aus. Klar, nicht jeder kennt die Songs. Da sie nicht bekannt sind. Aber ich denke, trotzdem werde ich verstanden. Zumindest habe ich den Eindruck, dass dem so ist.
Zurück zu Tarja. Sie ist für mich auch etwas, das mir zeigt, dass eine Stimme mehr sein kann, als eine Stimme. Dass sie was transportieren kann. Obwohl sie keine Emotionen ausdrückt, so hat ihre Stimme doch was. Vielleicht ist es eben genau das. Ich kenne das mit den Emotionen nicht wirklich. Ihre Stimme hat auch keine. Das kann der Grund sein, wieso sie mir so gefällt. Ich muss mich nicht konzentrieren. Kann einfach sein. Kann einfach geniessen. Das wird es wohl sein. Vielen gefällt das opernhafte dieser Stimme nicht. Mir eben schon. Aber es geht nicht darum. Sondern mir geht es darum wie sie die Noten formt. Wie sie mit den Tönen umgeht. Sie gestaltet. Einfach alles an dieser Stimme ist für mich perfekt.
Die Stimme eines Menschen ist für mich auch desshalb wichtig, weil ich ihn daran erkenne. Spricht der Mensch nicht, ist er nicht da. Ich sehe ihn schon. Aber wie durch einen Schleier. Nur wenn er spricht, ist er real. Die Stimme ist das Einzige, was ich von einem Menschen wahrnehmen kann. Berühren hingegen, das geht gar nicht. Da kann ich ausrasten. Dies, weil ich mich erschrecke. Aber ich denke, das kennen sicher auch einige von euch.
Nur meine Frau darf mich berühren. Aber auch sie ist nicht da, wenn ich sie nicht berühre oder sie spricht. Für mich ist es nicht tragisch, ausser, bei meiner Frau. Ich wünschte mir manchmal schon, dass ich sie noch anders wahrnehmen könnte. Dass ich sie merken könnte, wenn sie neben mir ist. Aber dem ist nicht so.
Durch Tarja bin ich erst auf die Sache mit der Stimme gekommen. Das ich die Menschen nur durch diese wahrnehmen kann. Zuvor bin ich nicht einmal auf den Gedanken gekommen. Somit hat Metal hören doch auch sein Gutes. Ich habe viel von ihm gelernt.