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Samstag, 8. Dezember 2012

Autismus und ein Ziel

Autisten brauchen meiner Erfahrung nach immer ein Ziel das sie erreichen können. Sie machen nicht einfach sinnlose Arbeiten. Ziele sind wichtig. Doch bergen sie leider eine Gefahr, deren sich viele Autisten gar nicht so bewusst sind. Ein Ziel setzt in der Arbeitswelt immer ein Enddatum voraus. Bereits das erwähnen eines solchen führt zu Stress. Im Extremfall führt es zur Verweigerung und Abwesenheit der Person.
Gibt man jedoch kein Ziel vor, so kann es auch sein, dass die Person sich verweigert oder nicht kommt. Denn sie weiss nicht was sie genau macht, und für was.  Es ist mal wieder das Paradox des Autismus. Man weiss nie, was richtig und falsch ist. Damit umzugehen fällt den NT's schwierig. Denn sie verstehen das nicht. Sie meinen, dass es einfach genügt, alles zu definieren, und das passt da schon irgendwie. Das Irgendwie, ist aber genau das Problem. Das muss eben genau definiert sein, und nicht der Zeitplan. Autisten leben nach ihrer eigenen Zeit und ihren eigenen Vorstellungen.
Genau das macht es aber schwierig, dass sie auch in der ersten Arbeitswelt arbeiten können. Denn da gibt es nur Zeitpläne und Vorgaben. Da interessiert es niemand, wie es einem geht. Wichtig ist nur das Ergebnis. Dieses möglichst bis gestern. Dass geht aber mit Autisten nicht. Denn so wird die Arbeit nicht perfekt, oder den eigenen Ansprüchen genügend.
Ich erlebe immer wieder, dass Übungsaufgaben keinen Sinner ergeben. Sie wollen das nicht machen, oder machen die Arbeiten nur so schnell schnell. Aber gebe ich ihnen etwas Konkretes, was wirklich wichtig ist, dann sind sie voll dabei. Sie arbeiten dann zwar in ihrem eigenen Tempo, aber immerhin.
Auf www.autismuslink.ch seht ihr eine Webseite, die von mir und einem anderen Autisten erstellt wurde. Das Design jedoch hat eine ausgebildete Designerin gemacht, welche nicht autistisch ist. Aber  ich denken, dass sich das Ergebnis sehen lassen kann.
Für mich ist es einfacher, mit Autisten zu arbeiten, da ich es selber ja auch bin. Es ist auch so, dass ich mir meine Ziele selber gebe. Nicht alle, aber viele. Dies macht meinen Job so spannend. Ich will halt gerne selber definieren, was ich mache. Dies können aber nicht alle. Daher ist es mein Job, Ziele zu definieren. Dies erfordert viel Denkarbeit. Machen tue ich dies aber gerne. Zumal ich irgendwann wieder ein Ergebnis sehen, welches ein anderer abliefert.
Autisten sind nicht auf die Art Zielorientiert, wie NT's. Das Erreichen eines Ziels ist nicht so wichtig. Wichtiger ist es, eines zu haben. Mehr nicht. Ein Ziel bedeutet aber eben, dass die Arbeit überprüft wird. Genau das wollen aber viele nicht. Sie wollen nicht, das man sieht, was sie genau gemacht haben. Dies sicher auch, weil sie mit ihrer Arbeit nie 100% zufrieden sind. Doch die Abgabe eine Arbeit kann auch erleichternd wirken. Denn dann kann man ja wieder mal etwas Neues machen. Was ja auch seinen Reiz hat. Es ist also vielmehr die Einstellung zum Ziel, als das Erreichen. Das Erreichen eines Zieles ist ein mentales Problem, nicht eines des Könnens.

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