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Dienstag, 9. Juli 2013

Asperger und das Auftreten

Immer wieder treten Menschen mit anderen Menschen in Kontakt. Sei es per EMail, telefonisch oder persönlich. Dabei spielt es auch eine Rolle, ob dies privat oder geschäftlich ist. Privat ist man eher locker und ungezwungen, geschäftlich hingegen nicht. Da hat man eine Rolle zu spielen. Die Rolle entspricht im Normalfall der Funktion.
Muggel haben keine Probleme damit, sich zu verstellen. Sie übernehmen einfach die Rolle, welche sie müssen. Das es auch sie manchmal stresst, ist mir auch klar. Jedoch fügen sie sich. Besonders dann, wenn sie jemanden persönlich treffen. Dies Rolle spielen sie besonders im Berufsleben. Sie erwarten aber auch, dass sich das Gegenüber so verhält wie sie es erwarten. Es ist also mehr ein Theater. Zumindest für mich. Ich glaube aber, dass es für Muggel das nicht ist. Sie brauchen das. Sie brauchen auch die Anerkennung. Sie wollen, dass sie als das erkannt werden, was sie meinen, dass sie es sind.
Asperger hingegen, sie nicht. Sie sind so, wie sie sind. Ihre Sprache ist direkt, sie haben keinen oder nur wenig Blickkontakt. Sie halten sich nicht an die Regeln. Wobei die Regelen, ja nicht Gesetzt sind. Sie sind nirgends aufgeschrieben. Es sind die Konventionen. Es ist das, was "man einfach kann und weiss". Nun, wir sind eben nicht "man". Wir sind wir.
Es passiert mir auch immer wieder, das ich feststellen, dass ich mich "daneben" benehme. Fragen stelle, die nicht gestellt werden sollen. Antworten geben, die so nicht gegeben werden sollen. Doch, mir ist das egal. Wieso muss ich mich verstellen? Wieso muss ich so sein, wie die Muggel? Das geht nicht. Ich haben eine Behinderung mit der ich leben muss. Ich habe viel versucht und ausprobiert, damit ich mich wie die Muggel geben kann. Doch ich muss zugeben, dass ich gescheitert bin. Ich kann es nicht. Dies war nicht so einfach zu akzeptieren. Dies war hart. Heute jedoch habe ich gelernt damit zu leben. Damit umzugehen.
Gut arbeite ich an einem Ort, wo genau solche Sachen nicht stören. Die Muggel dort sind Profis. Sie verstehen wirklich was von Autismus. Sie machen keine Szene wenn wir mal "komisch" sind. Sie fragen eher gezielt nach. Oder diskutieren so lange, bis sie herausgefunden haben, was los ist oder, was wir wollen. Sie verstehen ihren Job. Sie erklären mir auch, was mal wieder komisch oder manchmal sogar lustig war. So lerne ich. Nicht, dass ich es danach verhindern kann, mal wieder in "Fettnäpfchen" zu treten. Aber immerhin wird es mir jetzt schneller bewusst. Manchmal entschuldige ich mich dann. Das Hilft immer. Mehr kann ich nicht tun. Mehr will ich auch nicht mehr tun. Alles andere wäre für mich viel zu anstrengend. Ich würde mich dann nur noch mit dem Muggel-Sein beschäftigen anstelle mit meinem Job.
Asperger treten so auf wie sie sind. Das wirkt auf Nichtwissende arrogant. Wobei ich anmerken muss, ich weiss nicht was Arroganz ist. Ich erkenne diese nicht. Aber mir wurde das so gesagt. Wie auch immer. Nicht nur arrogant, sondern ach besserwisserisch. Wenn jemand einen Fehler macht, oder die Information nicht korrekt ist, so korrigiere ich diese Person sofort. Automatisch. Das wird im Normalfall nicht toleriert. Menschen mögen das nicht. Mir egal. Ich mache es aus einem Reflex heraus. Wenn ich einen Fehler mache, kann man mich auch korrigieren. Ich habe kein Problem damit. Wenn ich kein Problem damit habe, wieso die anderen? Nun, das würde die Empathie sein. Empathie im Sinne, dass es mir unangenehm sein muss, also auch dem anderen. Doch mir ist es ja nicht unangenehm. Ich weiss nicht mal, was das ist. Also bin ich so, wie ich bin.
Zum Auftreten gehört aber nicht nur das Sprechen und die Körpersprache, sondern auch die Kleidung. Das ist für Muggel extrem wichtig. Sie geben viel auf Kleidung. Wieso auch immer. Ich für mich kleide mich immer modisch. Aber nicht, wegen der anderen, sondern wegen mir. Ich mag coole Kleidung. Ich mag es, gut angezogen zu sein. Was die Anderen denken, ist mir egal. Ich mache es für mich, und nicht für sie. Muggel hingegen ziehen sich vor allem für die anderen an. Sie ziehen sich ihrer Funktion gemäss an. Sie haben je nach Arbeitgeber auch einen Dresscode. Nun, dagegen kann man dann nichts machen. Aber der Dresscode zeigt sehr schön, wie die Muggel denken. "Kleider machen Leute" so der altbekannte Spruch. Nun, für mich ist das falsch. Es ist die Erfahrung und das Wissen was einen Menschen ausmacht, aber sicher nicht die Kleidung. Sie dient in erster Linie nur dazu den Körper zu bedenken. Mehr auch nicht.
Zum Auftreten gehört sehr viel Kommunikation. Besonders die Non-Verbale. Sie ist für Asperger jedoch fast nicht oder gar nicht zu entschlüsseln. Das macht es nicht einfacher. Daher sind sicher viele Asperger nicht in einer Position, welche sehr viel Menschenkontakt erfordert. Sie sind eher die stillen Arbeiter und Denker. So hat aber jeder seine Daseinsberechtigung. Es braucht jeden. Egal ob Muggel oder Asperger. Alle sind wichtig. Man muss nur wissen wo seine Stärken und Schwächen liegen.

1 Kommentar:

  1. Salut, Gerhard ! Je ne parle pas allemand, mais j'ai aimé très fort votre entrevue au Swissinfo. Je suis aussi Aspenger et c'est très bon trouver des gens comme toi. Salutations du Brésil ! Carlos Curty Jr (ccurtyjr@uol.com.br)

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