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Mittwoch, 26. Februar 2014

Asperger und die Ausbildung

Wer es in unserer Gesellschaft zu etwas bringen will, der muss mindestens eine Ausbildung machen und diese auch erfolgreich abschliessen. Ich schreibe bewusst mindestens. Denn im Normalfall, reicht das heute bei weitem nicht mehr aus. Je mehr Diplome ein Mensch hat, desto besser ist. So jedenfalls kommt mir das vor. Die Muggel definieren sich nicht über sich selber, sondern darüber, welche Diplome sie haben. Was sie alles für Abschlüsse haben. Sie vergessen dabei, dass das nichts mit einem selber zu tun hat. Ein Diplom macht einem noch lange nicht zu einem guten Menschen. Es macht einem nicht einmal zu einem besseren Menschen. Für mich sind alle Menschen gleich. Mir ist es egal, was sie für Diplome oder sonst was haben. Mensch ist Mensch.
Ich denke, dass das mit den Diplomen ein Zeichen von Leistungsdruck ist. Aber auch, dass die Muggel immer mehr und mehr wollen. Sie sind nie mit dem zufrieden, was sie haben. Sie wollen immer noch mehr Ansehen. Noch mehr Bestätigung. Sie brauchen das. Sie sind stolz auf ihre Diplome. Auf ein Stück Papier. Mehr ist ein Diplom ja auch nicht.
Bei Asperger erlebe ich immer wieder, dass auch sie gute Schulen besucht haben. Doch im Gegensatz zu den Muggel, haben sie meistens die Schule nicht abgeschlossen. Sie haben kein Diplom. Das sicher auch, weil viele Probleme haben, etwas abzuschliessen, aber auch, weil sie die Prüfung extrem stresst. Nun, ich selber habe schon einges an Abschlussprüfungen hinter mir. Und für mich, gehört dieser Stress einfach dazu. Wozu hat man sonst jahrelang gelernt? Dass man im entscheidenden Moment aufgibt? Dies nur wegen einer Diagnose? Mir kommt es in den Gesprächen mit anderen Aspergern jeweils so vor.
Das aber die Diplome eine der Bedingungen sind, dass man eingestellt wird, sehen die meisten, aber sie verstehen nicht. Sie wundern sich, wieso sie nirgends angestellt werden. Wieso sie niemand haben will. Nun, ich schreibe nicht, das solche Menschen nichts können. Im Gegenteil, meine Erfahrung ist, das die sehr wohl sehr gut sein können. Sie haben einfach nicht ihre Chance gekriegt. Ich selber habe schon viele Vorstellungsgespräche auf Arbeitgeberseite erlebt. Ich schaue nie, ob jemand das Diplom hat oder nicht. Mir ist das nicht wichtig. Mich interessiert, was der Kandidat arbeitet oder gearbeitet hat. Wie er ist. Als Mensch und nicht als Diplom. Leider sehen die Muggel in den Menschen Diplome. Sie sehen Abschlüsse aber keine Menschen. Das verstehe ich nicht. Wieso sollte jemand wegen eines Diploms besser sein, als ein anderer? Vielleicht hat der ja nie ein Chance gekriegt, konnte es sich nicht leiste. Wie auch immer. Unsere Gesellschaft funktioniert so. Ob wir das wollen oder nicht.
Aber ich meine auch, dass eine gute und solide Ausbildung wichtig ist. Sie gibt einem das Gefühl, etwas zu können, wenn man will. Aber auch die Möglichkeit, sein Leben so zu leben wie man will. Oder zumindest kann man es versuchen. Im Leben passieren ja immer mal wieder Ereignisse, die einem nicht passen, aber auch solche die sehr schön sind.
Asperger die früh eine Diagnose bekommen haben, sind häufig damit beschäftigt, die richtige Ausbildung für sich zu finden. Dies aber nicht, wie die Muggel., sondern sie haben oft grosse Ansprüche an die Umgebung. Sie wollen nicht zur Schule. Wollen alles individuell machen können. Ich finde, das ist der falsche Weg. Dies weil die Schule wichtig ist. Ich brauchte Leher. Ich brauchte das sich Austauschen. Klar ist es auch ein Stress. Aber dieser Stress lies mich auch stärker werden. In den Schulen lernte ich mehr, als ich aus Büchern lernen könnte. Ich hörte den Lehrer immer genau zu. Bei den Aspergern die ich kenne, ist das nicht so. Sie wollen eine gute Ausbildung, aber nichts dafür tun. Wollen alles von zuhause aus machen. Meine Erfahrung ist, das solche Menschen es sehr schwer haben werden, wenn sie mal arbeiten wollen. Aber auch sonst im Leben. Sie lernen den sozialen Umgang nicht. Dafür ist meiner Meinung nach die Schule der perfekte Ort. Klar, ich hatte auch meine Mühen mit den Menschen in den Klassen. Aber ich hatte auch sehr viele gute Gespräche und auch Freundschaft. Wieso also auf das alles verzichten? Nur wegen der Diagnose? Hätte sie die Diagnose nicht, würden sie die Ausbildungen machen ohne zu fragen. Das jedenfalls ist meine Erfahrung. Ich weiss aber auch, dass das ein sehr heikles Thema ist. Besonders bei den Eltern. Meine Eltern haben mir damals gesagt, das ich mich zwischen einer Berufslehre und der Matura entscheiden soll. Egal für welchen Weg ich mich entscheide, abschliessen müsse ich das Begonnene. Das habe ich dann auch getan. Heute bin ich um dies sehr froh. Denn die Haltung meiner Eltern hat mir den Weg gezeigt, wie ich ein eigenes Leben aufbauen kann.

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