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Montag, 12. Mai 2014

Asperger und das Aussen

Immer wieder lese und höre ich, das Autisten in ihrer eigenen Welt leben. Dass sie das Innere nicht nach Aussen sichtbar machen. Sei es durch Worte oder Gesten. Das mag sicher zutreffen. Aber für mich tun das die Muggel auch. Ihnen sehe ich auch nicht an, was sie wollen und denken. Für mich leben sie auch in ihrer eigenen Welt. Nun, die Muggel aber können Gesten und Mimiken interpretieren. Auch können sie einiges aus den Augen lesen. Das alles kann ich nicht. Daher sind Muggel für mich auch nicht zu verstehen. Wie auch?
Aber es gibt ja noch ein anderes Aussen. Das Aussen, dass wir als die Umwelt wahrnehmen. Das Aussen, dass wir sehen. Berühren können. Ich kann diese Welt berühren. Auch wenn das nicht immer einfach ist. Ich kann nicht einfach einen Gegenstand greifen. Ich muss mich an ihn herantasten. Es sei denn, ich selber habe ihn platziert. Dann weiss ich genau wo er ist. Sonst, sehe ich ihn, kann aber nicht einschätzen, wie weit er von mir weg ist. Zudem spielt seine Beschaffenheit auch eine Rolle. Es gibt Materialien, welche ich nicht berühren kann. Die sind sehr unangenehm. Einige Stoffe aber auch Kunststoffe gehören dazu. Deshalb trage ich immer Kleider aus Baumwolle. Die kann ich ohne Probleme berühren. Auch Papier oder Metall ist kein Problem. Ich bin also auch dadurch eingeschränkt, indem ich nicht alles anfassen kann.
Das Aussen ist aber auch das Wahrnehmen von anderen Menschen, Tieren. Diese merke ich nicht. Es kann jemand neben mir stehen und ich weiss es nicht. Ich merke das nicht. Das ist für viele verstörend. Denn, sie sind es gewohnt, das sie gemerkt werden. Ich musste lernen, das meine Art die Welt wahrzunehmen, nicht die Art ist die die meisten Menschen haben. Sie merken die anderen. Können sogar sagen, wo sie sich im Raum befinden. Ich kann es nicht einmal, wenn jemand neben mir steht. Sogar sehen kann ich sie nicht immer. Ich habe kein so weites Blickfeld wie die Meisten.
Ich wusste das alles mein Leben lang nicht. Wusste nicht, dass es auch anders geht. Ging immer davon aus, dass das normal sei, so wie ich die Welt wahrnehme. Nun, ich habe mich geirrt. Die Muggel, sind diejenigen, welche die Welt normal wahrnehmen. Ich gebrauche das Wort "normal" absichtlich. Dies einfach darum, weil es die meisten so sehen, wahrnehmen. Nicht aber ich. Für mich war diese Erfahrung jedoch sehr wichtig. Denn ich lernte, dass Menschen anders sein können. Dass sie anders denken könne. Diese Erkenntnis hilft mir heute bei meiner Arbeit. Aber auch in meiner Ehe. So kann ich auch andere Meinungen und Ansichten nicht nur verstehen, sondern auch akzeptieren. Das war nicht immer so. Es gab früher eine Meinung. Meine. Heute habe ich auch kein Problem mehr, anderen zuzuhören und auf sie einzugehen.
Das Aussen ist für mich aber immer noch ein Rätsel. Denn, obwohl ich weiss, dass es da ist, ist es für mich nicht da. Ich bewege mich durch eine Welt, die es für mich nicht gibt. Ich sehe sie, aber sie ist nicht da. Ich berühre sie, aber sie ist nicht da. Nur genau an dem Punkt, an welchem ich sie berühre. Das ist für mich nicht schlimm. Denn ich kenne es nicht anders. Für mich ist das normal. Aber wenn ich das einem Muggel erzähle, können sie das nicht glauben. Sie können sich das auch nicht vorstellen. Wie auch? Sie wissen gar nicht, das es so was geben kann.
Ich lerne aber auch vieles von den Muggel. Ich lerne, das man die Welt auch anders betrachten kann. Das man nicht immer nur von sich ausgehen soll. Nun, ich weiss, die Muggel denken auch meistens nur an sich. Aber sie können auf die Umwelt eingehen. Können sie wahrnehmen. Ich frage sie ab und zu, wie das ist, wenn man jemanden wahrnimmt. Ich will das auch mal erfahren. Aber bis jetzt sind all meine Versuche gescheitert. Ich gebe aber nicht auch. Auch wenn ich weiss, das ich nie Erfolg haben werde. So interessiert es mich einfach, wie es ist, jemanden wahrzunehmen. Das Aussen wahrzunehmen. Für Muggel ist das normal, für mich ist das Andere, das Innere normal. So haben beide ihr NORMAL.

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