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Samstag, 10. August 2013

Asperger und die eigenen Entscheidungen

Jeder Mensch lebt für sich. Und doch ist er nicht alleine. All sein Handeln hat auch Auswirkungen auf andere und auf sich selber. Klar, kann jeder für sich entscheiden, was er macht und was nicht. Aber es gibt Grenzen. Im Privaten wie auf Arbeit ist man in ein soziales Netz eingebunden. Einfach tun und lassen, was man will, führt früher oder später zu Probleme. Man wird so nicht mehr beachtet oder sogar ausgestossen. Sprich entlassen oder der Partner verlässt einem. Dann ist man wieder alleine und fragt sich wieso.
Früher habe ich immer selber entschieden. Gemacht was ich wollte. Doch immer mit den Grenzen vor Augen, dass ich es nicht übertreiben darf. Ich habe mir auch nie Gedanken gemacht, was für Folgen mein Handeln haben könnte. Ich habe einfach gemacht. Das ging ganz gut. Doch eines Tages, habe ich diese Fähigkeit verloren. Ich machte nur noch, was andere wollten. War immer bemüht, den anderen zu gefallen. Habe ihre Gewohnheiten kopiert. Dachte, so komme ich weiter. Habe vergessen, wer ich bin und was ich will. Zum Beispiel, habe ich studiert, weil mein Umfeld meinte, ich solle doch was aus meinem Leben machen. Dabei war ich mit meiner Arbeit zufrieden. Ich arbeitete in einem Chemielabor. Klar, war da auch nicht alles super, aber es bestand aus Routine. Routine liegt mir. Nicht die ständigen Veränderungen. Aber, ich habe dann doch zu studieren begonnen. Parallel habe ich gearbeitet. Ich dachte, dass muss so sein. Nach dem Studium habe ich als Softwareentwickler gearbeitet. Das ging aber jeweils nicht lange gut. Zu wenig Routine, zu viele unvorhergesehene Sachen und Aufgaben. Ich musste auch verstehen, was Kunden wollten, obwohl sie selber nie genau wussten was sie wollen. Ich wusste damals nicht, dass ich das nicht kann. Irgendwann, war ich so weit, dass ich nicht mehr konnte. Klinik.
In der Klinik lernte ich, dass ich wieder zu mir finden musste. Lernen musste, was ich will. Für was ich mich entscheiden musste und sollte. Was mein Weg sein wird. Das war nicht so einfach. Denn ich war es nicht mehr gewohnt, eigene Entscheidungen zu treffen. Ich war es nicht mehr gewohnt, meine eigene Meinung zu sagen. Dazu kam noch die Diagnose Asperger und Atypischer Autismus. Damit musste ich mich auch noch befassen. Doch dies half mir, herauszufinden, wer ich bin. Für mich war die Diagnose ein Segen.
Ich fand heraus, das ich was mit dieser Diagnose machen musste. Ich entschied, dass ich sie für meine weiter berufliche Laufbahn nutzen wollte. Doch die Frage war, wie? Durch glückliche Umstände fand ich ja eine Anstellung bei Specialisterne Schweiz. Da konnte ich so sein, wie ich bin. Konnte helfen, die Firma Auszubauen. Meine Ideen einbringen. Und ich wurde sogar ernst genommen. Meine Entscheidungen wurden gehört, und ich durfte und darf sie umsetzen. Heute bin ich es wieder gewohnt, Entscheidung zu treffen. Ich kann wieder zu mir stehen. Kann wieder sagen, was ich will.
Eigene Entscheidungen zu treffen, ist nicht immer leicht. Denn die anderen müssen oder sollten auch berücksichtigt werden. Besondern dann, wenn man im Leben weiter kommen will.
Ich erlebe es immer wieder, das Asperger einfach entscheiden, was sie machen wollen und was nicht. Sie nehmen auf niemanden Rücksicht, und wundern sich dann, wenn sie Probleme kriegen. doch dies gehört auch zum Asperger. Viele verstehen nicht, dass ihr Handeln und ihre Entscheidungen Auswirkungen auf sie selber haben. Dies erfordert vom Umfeld einiges an Verständnis. Doch irgendwann geht es nicht mehr. Dann muss entschieden werden, was mit so einer Person geschieht. Kann sie wirklich nicht arbeiten?, oder will sie nicht? Das Ergebnis aus solchen eigensinnigen Entscheidungen kann eine Rente sein. Für den Rest des Lebens. Das wollen aber die wenigsten. Sie wollen was tun, aber erkennen nicht, dass sie auch was tun müssen.
Ich habe das Glück, dass ich das erkannte, und auch weiss, wie ich es machen muss, dass ich dieses Schicksal nicht erleiden muss. Doch ich muss auch gestehen, wenn ich nicht bei Specialisterne arbeiten würde, wüsste ich nicht, wie mein Leben aussehen würde. ich würde sicher irgendwann wieder eine Zusammenbruch haben, oder sogar eine Rente beiziehen müssen. Denn ich brauche wie viele Asperger ein Umfeld, welches versteht wie ich bin.

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