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Dienstag, 6. August 2013

Asperger und die Gesichter

Eines der wichtigsten Merkmale eines Menschen ist sein Gesicht. Es gibt ihm seine Identität. Über das Gesicht drückt er auch seine Emotionen aus. Er kann denn anderen damit zeigen, wie es in ihm im Innern aussieht. Gesichter sind für die Meisten wichtig. Sie wissen gar nicht, wie es ist, wenn das Gesicht keine Bedeutung hat. Wenn es nicht gesehen wird. Wenn eine kleine Änderung der Frisur den Mensch komplett verändert.
Ich sehe Gesichter nur von Weitem. Ist mir jemand nahe, so sehe ich es nicht mehr. Ich erkenne diese Person nicht anhand des Gesichtes, sondern an den Kleidern, der Stimme. Was in dem Menschen abgeht, oder was er mir genau sagen will, dass sehe ich dem Gesicht nicht an. Wie auch?
Schaue ich einen Film, so ist es für mich immer wieder mühsam, wenn die SchauspielerInnen ihre Frisur ändern. Für mich ist das jedes Mal eine Neue Person. Das macht das Filmschauen nicht immer einfach. Obwohl ich sehr gerne Filme schaue, und auch sehr gerne ins Kino gehe. Filme sind für mich auch ein Trainigsfeld. Da kann ich auch üben, Gesichter zu sehen, und zu versuchen, zu erkennen, was sie ausdrücken. Gelungen ist es mir bis jetzt noch nie. Aber ich versuche es weiter. Vielleicht eines Tages, werde ich auch mal ein Erfolgserlebnis haben.
Bei meiner Frau ist das anders. Bei ihr sehe ich das Gesicht ja. Aber ich sehe nicht, wie es ihr genau geht. Ich sehe nur, ob alles OK ist, oder eben nicht. Was ich mache, wenn ich nicht sicher bin, ist sie fragen. Früher habe ich einfach angenommen, heute frage ich. Das erspart mir sehr viele Probleme. Zudem spricht man miteinander. Zeigt, dass einem das andere wichtig ist. Dass man nicht einfach nur an sich selber interessiert ist.
Gesichter verändern sich mit den Jahren. Das ist auch so ein Punkt. Für mich nicht. Sie sind immer gleich. Zumindest auf den Bildern. In Echt, ist es schwierig, eine Veränderung zu erkennen. Ich bin ja fast 100% Gesichtsblind. Dies zu erkennen und auch zu akzeptieren, war nicht so einfach. Ich musste erkennen, dass ich eine entscheidende Fähigkeit nicht habe, die ein Muggel hat. Die sogar Asperger haben können. Mir fehlt das Erkennen von Emotionen. Das Erkennen des Gemütszustandes. Dadurch gehe ich auf Vieles nicht ein. ich gehe aber nicht darauf nicht ein, weil ich nicht will, sondern, weil ich nicht kann. Damit leben zu lernen, war für mich nicht schwierig, denn ich kenne es nicht anders. Es war vielmehr das Bewusstsein, dass das nicht normal ist. Ein Mensch geht immer davon aus, dass so wie er die Welt wahrnimmt, sie die anderen auch wahrnehmen. Nun, heute weiss ich, dass das nicht so ist.
Ich weise die Leute, mit denen ich zusammenarbeite, oder sonst länger zu tun habe, darauf hin, dass ich sie nicht  erkenne. Das ich ihnen nicht in die Augen schaue. Für mich ist die Stimme wichtig. Sie gibt mir die Auskunft, welche Muggel aus den Augen oder dem Gesicht erhalten. Dies musste ich aber auch trainieren. Auch heute noch, erkenne ich so nicht alles. Es ist sehr viel. Ein Mensch hat sehr viele verschiedene Emotionen, Gemütszustände. Zudem äussern sie sich bei jedem ein wenig anders. Das macht die Sache nicht einfacher.
Im Grossen und Ganzen, komme ich aber gut damit, so wie ich bin, zurecht. Ich kriege, was ich will. Ich vermeide einfach unnötigen Menschenkontakt. So vermeide ich auch, dass ich wieder mal in das berühmte "Fettnäpfchen" trete. Was ich leider viel zu oft tat. Ich erkannte dies jeweils nicht. Wunderte mich ab de Reaktionen der Menschen. Heute erkenne ich zum Teil, wenn ich mal wieder daneben lag. Entschuldigen tue ich mich heute. Früher nicht, da ich es nicht erkannte. Entschuldigen, das hilft meistens.
Gesichter sind für mich ein Mysterium. Sie sind für mich nicht zu enträtseln. Aber das macht nichts. Es gibt, wie beschrieben, auch andere Wege, im Leben gut zurecht zu kommen. Ich jedenfalls, verwende meine Energie lieber für meine Frau und die Arbeit, als etwas zu versuchen, was ich nicht kann.

1 Kommentar:

  1. Ich suchte gestern wieder einmal Asperger im Netz. Ich bin auf Ihre Hompage gestossen und habe sie erst mal kurz überflogen.Eine gute Entdeckung. Ich bin 70 Jahre alt habe die Sturmzeiten also hinter mir. Trotzdem habe ich mich in jüngeren Jahren oft gefragt warum bin ich so wie ich bin. Asperger hat mir dieses Jahr Antworten geliefert. Zwar bin ich kein schwerwiegender Fall bin verheiratet habe Frau
    Kinder und Enkelkinder. Aber es Lief auch nicht immer so wie die Frau und ich es uns gewünscht haben.Ab der Pubertät bis zur Heirat war die
    schwierigste Zeit meines Lebens.Da waren solche Gedanken wie was wolleen die eigentlich von mir warum kann man gewisse Fragen oder Erwartungen nicht konkret äussern.
    Aber lassen wir das ich kann nichts mehr ändern.
    Ihre Hompage macht mir Mut zu mir selber zu stehen, mich zu akzeptieren und zu wissen man ist nicht alleine mit seiner Gedankenwelt.
    Depressive Verstimmungen und Selbstmordgedanken
    waren und sind Begleiter. Angst im weiteren Leben die Selbständigkeit zu verlieren auch aber
    das kann schliesslich jederfrau- mann passieren.

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